Geflüchtete im Salzwedel können Corona-Abstandsregeln nicht einhalten. Das eXchange fordert die dezentrale Unterbringung in Wohnungen
Das eXchange in Salzwedel erreichte am Montag die Nachricht, dass ein Mann aus dem Camp „Schillerstraße“ an COVID-19 erkrankt ist. Nach dem bestätigten ersten Fall wurden sofort alle Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft mit einem Schnelltest getestet. Dabei hatten 3 weitere Männer ein positives Ergebnis.
Eine Gruppe von elf Personen ist gegen ihren Willen in die ehemalige Gemeinschaftsunterkunft „Am Fuchsberg“ gebracht worden. Dabei handelt es sich nicht nur um Personen mit positiven Tests, sondern auch um Kontaktpersonen ersten Grades. Nun teilen diese Kontaktpersonen mit den positiv getesteten Küche und Bad. Dieses Vorgehen ist für die Betroffenen und uns nicht nachvollziehbar.
Bereits seit Beginn der Pandemie haben wir den Landkreis mehrfach auf die unverantwortlichen Bedingungen der Gemeinschaftsunterkünfte in der Schiller- und der Lüneburgerstraße hingewiesen. Dort ist es unmöglich die notwendigen Abstandsregeln
und erforderlichen Maßnahmen zum Schutz vor COVID-19 einzuhalten. Geflüchtete aus der Schillerstraße haben berichtet, dass sie mit drei oder vier Personen ein Zimmer teilen, obwohl in der Unterkunft Zimmer leer stehen würden. Auch eine Person die über sechzig ist, lebt in einem Mehrbettzimmer. Neben den beengten Verhältnissen ohne Privatsphäre müssen sie sich auch mit vielen Menschen Kochmöglichkeiten sowie Sanitäranlagen teilen. Für einen wirksamen Infektionsschutz ist diese Massenunterbringung völlig ungeeignet und setzt die Bewohner einem hohen Risiko aus. Gleichzeitig haben einige von ihnen Vorerkrankungen, haben aber keine reguläre Krankenversicherung. Die Form der Unterbringung in großen Wohnheimen sorgt für Stress, macht krank, verstärkt und
führt zu weiteren Traumatisierungen.
Das Auftreten von COVID-19 Fällen in den Gemeinschaftsunterkünften war absehbar
Der Altmarkkreis hat fahrlässig gehandelt, indem er keinerlei Anstrengungen unternahm, vorausschauende Maßnahmen zu ergreifen, um die jetzige Situation abzuwenden. Allein in Salzwedel gibt es viele leerstehende Wohnungen oder derzeit freie Hotels sowie Pensionen, die angemietet werden könnten.
Erneute Abschiebung von 4 Personen aus Salzwedel
Trotz der angespannten Lage hat das Ordnungsamt noch am Montag eine Frau und ihre drei Kinder aus der Gemeinschaftsunterkunft „Lüneburgerstraße“ per Flugzeug nach Dänemark abschieben lassen. Zum Teil wöchentlich mussten Menschen persönlich im
Foyer des Kreishauses auf die Verlängerung ihrer Bescheinigungen oder Auszahlscheine vom Sozialamt warten. Auf geeignete Maßnahmen aus dem ersten Lockdown, welche Kontakte reduzierten, wurde nicht zurück gegriffen. Menschen unter Druck zu setzen und den normalen Ablauf fortzusetzen, schien wichtiger als Schutzmaßnahmen ernsthaft umzusetzen.
Unverantwortliche Zustände in der Quaratänestation
Die Unterkunft „Am Fuchsberg“ ist aus mehreren Gründen für eine Unterbringung und Betreuung ungeeignet: Sie liegt außerhalb von Salzwedel. Das Gebäude ist sehr marode, warmes Wasser und Heizung funktionieren nicht ausreichend. Es gibt noch keinen Internetzugang. Es ist zu erwarten, dass die Aufrechterhaltung von wichtigen Kontakten wie Rechtsanwält*innen sowie die medizinische Versorgung sich kompliziert und wiedermal
zu ihrem Nachteil gestaltet.
Wir begrüßen es, dass die Verantwortlichen des Landkreises zumindest Auskünfte erteilen und einen Einkaufsservice eingerichtet haben. Besonders wichtig ist es ebenfalls, die Menschen nicht zu entmündigen, sondern sie direkt mit mehrsprachigen Informationen zu versorgen und Ihnen die Situation zu erläutern.
Unsere Forderungen können Sie dem angehängten Brief an den Landrat vom Altmarkkreis Ziche entnehmen.
eXchange e.V
gefunden auf Zwangsquarantäne von Geflüchteten in Salzwedel