Statement zur Kundgebung „NICHT OHNE UNS“ am 25.4.2020 in Lüneburg

Während in Berlin am letzten Samstag über 1000 Verschwörungstheoretiker*innen, Querfrontler*innen, Esoteriker*innen, AfD-Anhänger*innen und Antisemit*innen zusammengekommen sind, trafen sich auch in Lüneburg ca. 25 Menschen, um unter dem Motto „NICHT OHNE UNS!“ gegen die aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid19-Pandemie zu protestieren.
Die Teilnehmer*innen – teilweise auch aus dem Nachbarlandkreis Harburg angereist – versammelten sich um 11 Uhr an der Treppe zum Amtsgericht Lüneburg. Größtenteils stellten sie sich dort in einer Reihe auf – mit Zollstöcken und Tüchern als Abstandshalter – und zogen dann in dieser Formation durch die Bäckerstraße. Nach circa einer dreiviertel Stunde wurde die Veranstaltung von der Polizei aufgelöst. Organisiert wurde das ganze in einer Whatsapp-Gruppe, sowie der Facebook-Gruppe „Corona ist nicht das Problem“ beworben, die Versammlung beim Ordnungsamt anzuzeigen hielten die Organisator*innen dabei nicht für nötig.

Eine Teilnehmerin trug ein T-Shirt des antisemitischen Verschwörungstheoretikers und Esoterikers Heiko Schrang. Dieser bezeichnet auf seinem Youtube-Kanal mit über 160.000 Abonnenten das Attentat von Hanau als Verschwörung gegen das deutsche Volk, redet von „Globalstrategen“, die eine neue Flüchtlingswelle nach Europa planen und spielt Lieder mit antisemitischen Codes wie „Die Rothschilds, Rockefeller, Soros und Konsorten, die auf dem Scheißberg des Teufels Dollars horten“. Unter den Teilnehmer*innen befand sich laut Polizei auch mindestens ein Reichsbürger.

Auch die gezeigten Schilder sagen einiges über die Teilnehmer*innen der Veranstaltung aus. Zu lesen war unter anderem: „Papa,… … wie ist ’33 – ’45 möglich gewesen? Und wie die DDR? Und wie 2020? Warum habt ihr es nie rechtzeitig erkannt?“ Hier kommt es zu einer Gleichsetzung von Nationalsozialismus, DDR und den jetzigen Krisenmaßnahmen der Bundesregierung. Dadurch wird nicht nur ein völlig absurdes Geschichtsverständnisses zur schaugestellt, sondern auch die Shoah relativiert, in dem die Verbrechen der Nazis mit dem Krisenmanagment der Bundesregierung in eine Reihe gestellt werden.

Auch wenn nicht alle Teilnehmer*innen diese Inhalte geteilt haben dürften, müssen sie sich doch vorwerfen lassen diesen nicht aktiv widersprochen zu haben.

Es geht nicht darum, staatliche Maßnahmen nicht zu kritisieren. Kritik an den teilweise autoritären Maßnahmen der Bundesregierung ist notwendig, besonders jetzt. Wer aber zusammen mit Antisemit*innen auf die Straße geht, kann sich des Widerstands antifaschistischer Strukturen gewiss sein.

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