Der Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Lüchow-Dannenberg/Lüneburg, Ernst-August Röttger, ist von seinem Amt zurück- und aus der Partei ausgetreten, weil er den Anti-Islamkurs der AfD nicht mittragen möchte.
tl Lüchow/Lüneburg. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Lüchow-Dannenberg/Lüneburg der Partei Alternative für Deutschland (AfD) ist am Donnerstag mit sofortiger Wirkung zurück- und aus der Partei ausgetreten. Wie Ernst-August Röttger der EJZ mitteilte, sei „ein Abgleiten ins Lager rechts außen für mich persönlich nicht akzeptierbar“. Die AfD habe sich für ihn radikalisiert. Das sei für ihn auf dem Parteitag in Stuttgart deutlich geworden, als der Bundesvorstand „nur mit großer Mühe den Landesverband Saarland, der mit ehemaligen NPD-Mitgliedern zusammengearbeitet hat, mit 995 gegen 806 Stimmen auflösen konnte“. Aus seiner Sicht sei es nur eine Frage der Zeit, „dass die extremen und radikalen Kräfte die AfD komplett übernehmen werden. Die vier Millionen Muslime in Deutschland werden aktuell als Feindbild aufgebaut, um der AfD weiter Stimmung und Stimmen zu bringen.“ Diesen Kurs wolle Röttger als Kreisvorsitzender und als Mitglied der Partei nicht mehr weiter verantworten: Davon möchte ich mich ausdrücklich distanzieren. Er selbst habe diesen Kurs nie gefahren. „Die ehemals erhobene Gründungssatzung passt meines Erachtens nicht mehr zu der heutigen AfD“, betont Röttger. Darin habe es gehießen: Die Würde des Menschen verlangt ein Leben in Freiheit, Gerechtigkeit und sozialer Verantwortung. Das findet seinen Ausdruck im Respekt gegenüber der Vielfalt unterschiedlicher Menschen, in ihrer Gleichberechtigung auch als Mann und Frau und in der Kinderfreundlichkeit der Gesellschaft.
Die Akzentsetzung der AfD aus der Gründungsphase, konstruktive Alternativen zur Eurorettungspolitik und auf sonstigen Politikfeldern wie Zuwanderungs-, Energie-, Sozial- und Familienpolitik zu erarbeiten, habe ihn veranlasst, die AfD in Niedersachsen im Jahr 2013 mit zu gründen und den Kreisverband Lüchow-Dannenberg/Lüneburg aufzubauen.
Wilhelm von Gottberg, Mitglied im Kreis- und im Vorstand des Landesverbandes der AfD, habe schon seit gut einem Jahr gemerkt, „dass sich Röttger in seiner Partei nicht mehr wohlfühlt“. Dass er aber soweit gehe, aus der Partei auszutreten, habe ihn dann doch „verwundert“. In Sachen Anti-Islam-Kurs der AfD habe Röttger wohl „etwas falsch verstanden. Wobei ich da nur für den Landesverband Niedersachsen sprechen kann. Und da ist überhaupt kein Abdriften nach Rechts zu merken“, betont von Gottberg. Wenn es nach von Gottberg ginge, dürften die Muslime „ruhig ihre Religion hier ausleben. Wenn aber jemand sagt, der Islam gehört nicht zu Deutschland, muss man differenzieren. Kulturell hat er Deutschland tatsächlich nicht geprägt. Aber Muslime dürfen hier doch leben.“
gefunden: EJZ 05.05.2016