Die Volksstimme berichtet, dass der Kreisverbandvorsitzende der AfD Altmark West Sebastian Koch eine Patenschaft eines der Gedenksteine der Todesmärsche von Gardelegen zum Ende des Nationalsozialismus übernommen hat und diesen Gedenkstein pflegt. Die Volksstimme schreibt: „Doch jetzt sorgt diese Patenschaft für Zweifel. Denn Koch ist nicht nur ein kleines Licht bei der kommunalen AfD. Seit 2017 ist er der Kreisvorsitzende der Westaltmark und Gründungsmitglied der Jungen Alternativen – der Jugendorganisation der AfD“
Mit der Übernahme dieser Patenschaft durch ihren Kreisverbandsvorsitzenden versuchte sich die AfD schon auf ihrer Facebookseite zu profilieren.
Der Facebookseite ist außerdem zu entnehmen, dass Mitglieder des Kreisverbands samt ihres Vorsitzenden Koch die Gedenkstätte Isenschnibbe besucht haben.
Koch in Isenschnibbe, Quelle Facebook
Dass die rechtsextreme AfD ein rein instrumentalisierendes Verhältnis zu NS-Gedenkstätten hat, wurde spätenstens seit Höckes Rede klar, in der er eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ forderte und von „dämliche[r] Bewältigungspolitik“ sprach. Es ist es zynisch, wenn Rechtsextreme das Gedenken an den Nationalsozialismus instrumentalisieren und geschichtspolitisch umdeuten. Es verletzt die Würde der NS-Opfer, die sich gegen so eine Vereinnahmung nicht mehr wehren können, wenn Rechtsextreme und Neonazis wie Koch Gedenk- und Grabstätten besuchen, um damit wie in diesem Fall AfD-Kommunalpolitik zu machen. Ihr wahres Gesicht zeigten die lokale AfD und die Junge Alternative beispielsweise am Volktrauertag. In Gardelegen legte die Junge Alternative Altmark am Soldatendenkmal auf dem Friedhof einen Kranz mit einer Schleife nieder, auf der geschrieben stand: „Ehre wem wem Ehre gebührt“. In dem Artikel der Volksstimme wird zurecht darauf hingewisesen, dass diesen Spruch sonst Alt- und Neonazis bei ihren Heldengedenken benutzen.
Kranz der JA Altmark, Quelle Facebook
Obwohl die Volksstimme Fotos veröffentlichte, die den Kreisverbandsvorsitzenden Koch auf eindeutigen Naziversammlungen wie einem Aufmarsch von Die Rechte zeigte, ist zu lesen, dass Koch – ganz AfD-Politiker – seine Verstrickung in die Naziszene leugnet. Auch wird völlig zutreffend berichtet, dass Koch auf der Homepage der AfD Altmark West im Febraur dieses Jahres zur Teilnahme einer NPD- und JN- Kundgebung in Lüchow gegen den Bau einer Moschee aufrief.
Screenshot der Homepage AfD Altmark West
Ob der AfD-Vorsitzende mit dem dummdreisten Abstreiten seines politischen Hintergrunds durchkommt, darf bezweifelt werden. Wir haben entsprechend auch noch ein paar Infos zu ergänzen. Koch taucht in diversen Facebook-Freundeslisten von regionalen Nazis auf. Auch seine Postings sind eindeutig. So veröffentlichte er auf einem seiner Facebookprofile folgendes Bild (aktuell nicht mehr einsehbar):
Das T-Shirt eines anderes lokalen Nazis mit einer Aufschrift des (in Deutschland verbotenen) internationalen militanten Nazinetzwerks Blood an Honour / Combat 18 (kurz B&H / C 18) kommentierte er auf Facebook mit den Worten „I know that guy! B&H 4 life“
Teilnahme bei einer klandestin organisierten „Demoschulung“ von militanten Neonazis aus Chemnitz mit dem Namen Rechtes Plenum im Mai 2016: Koch wurde dabei fotografiert, wie er mit einer Gruppe weiterer Salzwedeler Nazis in Chemnitz ankam. Er trug dabei ein T-Shirt mit der Aufschrift „Freie Nationalisten Altmark West“. Fokus Online schrieb über das Rechte Plenum in Chemnitz und die Demoschulung: „Die Neonazi-Gruppe beklebte Laternenmasten und Parkbänke in der ganzen Stadt mit ihren Motiven, plante „Demoschulungen“, um zu üben, wie ein schwarzer Block an Rechtsextremisten gebildet und Polizeiketten durchbrochen werden können.“ Wie Fotos belegen, waren bei der Demoschulung außerdem noch mit dabei der Spieler des Kuhfelder SV Martin J., der Nachwuchskader und Gewalttäter Fabian Mähne und weitere Nazis, die sich heute im Umfeld der AfD und der Jungen Alternative bewegen (weitere Infos dazu werden folgen). Da Sebastian Koch in einem Leak einer internen AfD-Chatgruppe nur acht Montate später schon als Kassenwart des Kreisverbands Altmark-West genannt wird, ist zu vermuten, dass Koch zum Zeitpunkt seiner Teilnahme am geheimen Demotraining schon AfD-Parteimitglied war.
Koch in Chemnitz
Im August letzten Jahres feierten Personen aus der rechten Szene einen Junggesellenabschied in Gardelegen. Sie zogen dabei als Schotten kostümiert durch die Stadt und posierten für einen Artikel im Gardelegener Stadtspiegel. Mit dabei diverse von Aufmärschen bekannte Neonazis und mitten drin der AfD-Kreisverbandsvorsitzende (erste Reihe ganz links kniehend).
Koch und andere Nazis in Gardelegen, Quelle Stadtspiegel Gardelegen
gefunden auf 08.12.2018: Neonazi pflegt Gedenkstein der NS-Todesmärsche von Gardelegen