Salderatzen. Die Symbolik wirkte wie eine fast zu plumpe Choreographie: Mit einer riesigen und vielen kleineren und ganz kleinen Regenbogenfahnen im Gegensatz zum grauen Dauerregentag zogen rund 150 Menschen am Sonnabendnachmittag zum Christopher Street Day (CSD) durch die Feldmark bei Salderatzen.
Sie demonstrierten damit für Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt der Lebensformen, insbesondere von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. Männer und Frauen feierten auf vier Festwagen und auf der Straße zu Diskomusik, um zu zeigen, dass „es selbstverständlich und normal ist, wie wir leben“, wie Heinz Laing, einer der Organisatoren des CSD-Festes aus Salderatzen, betonte.
In Klein und Groß Gaddau, die beiden Dörfer, durch die der kleine Festumzug auf der Tour durch die Feldmark führte, und an der Bundesstraße zeigten ein paar Dutzend Dorfbewohner, dass sie der Intention des Demonstrationszuges zustimmen. In Klein Gaddau gab es im strömenden Regen sogar einen Sektempfang. In den Autos, die auf der Bundesstraße halten mussten, bis die CSD-Kolonne sie passiert hatte, sah man viele lächelnde, aber auch einige abweisende Gesichter. In den Umzug hatten sich auch CSD- und Homosexuellen-Aktivisten aus Hamburg, Lüneburg und Kiel eingereiht, die Altmark war mit einem eigenen Festwagen vertreten. Auch die CSD-Organisatoren aus Hamburg waren mit einem Wagen dabei, ebenso der Homosexuellen-Stammtisch Wendland.
Organisator Heinz Laing hält es für wichtig, auch im Wendland am Christopher Street Day für die Gleichberechtigung von Homo- und Transsexuellen zu demonstrieren: „Es ist auf dem Land immer noch schwieriger als in der Stadt.“ Es gebe auch in Lüchow-Dannenberg viele Homosexuelle, die sich nicht trauten, an dem CSD-Umzug teilzunehmen, weil sie sich nicht zeigen wollten. Diese Ansicht bestätigte auch Heidi aus Jameln, die ihren Nachnamen nicht nennen wollte. Sie höre im Kreisgebiet noch oft homophobe Äußerungen: Homosexualität werde von vielen – meist älteren Menschen – immer noch als Makel angesehen.
Antje Scheumann vom Lesben-Stammtisch in Lüneburg betonte ebenfalls, dass CSD-Demonstrationen auf dem Land notwendig seien. Oberflächlich betrachtet, würden Homosexuelle in Deutschland zwar akzeptiert und toleriert. Sie meint jedoch, das ändere sich immer noch bei vielen Menschen, wenn sie in direkten Kontakt mit Homosexuellen kämen, beispielsweise in der eigenen Familie. Dann sei es mit der Toleranz vorbei. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern sei die Situation in Deutschland jedoch relativ gut: „Wir jammern auf hohem Niveau.“
Von Detlef Boick
gefunden: http://www.ejz.de/ejz_50_111358764-28-_Organisatoren-des-Christopher-Street-Day-in-Salderatzen-Viele-meist-aeltere-Leute-sehen-Homosexualitaet-als-Makel.html