Die mühsame Integration
Dannenberg. „Idee wird Realität“: Das war vor zwei Jahren die EJZ-Überschrift zur Gründungsversammlung des Vereins Café Zuflucht in Dannenberg.
Engagierte Bürger um Anita und Klaus Zimmermann aus Karwitz riefen damals zum kulturellen Austausch und aktiver Flüchtlingshilfe auf. Und das noch vor der großen Welle ab September 2015 mit mehreren großen Notunterkünften in Lüchow-Dannenberg. Mit dem gleichnamigen Café schufen sie einen Treffpunkt. Noch im gleichen Jahr kam der Werkraum an der Langen Straße hinzu, den vor allem Frauen besuchen, um dort zu handarbeiten.
Der Verein, der mit 17 Mitgliedern startete, hat sich in der Elbtalaue inzwischen etabliert. Die Stadt Dannenberg gehört zu den jüngsten Beitritten. Damit hat Café Zuflucht aktuell 49 Mitglieder, wie Kassenwartin Monika Bischoff am vergangenen Donnerstag bei der Mitgliederversammlung informierte. Aus deren freiwilligen Beiträgen sowie Spenden finanziert sich der Verein im Wesentlichen. Im vergangenen Jahr kamen so 21490 Euro zusammen. Außerdem wurden über ein Apfelsaftprojekt 3136 Euro eingenommen. Macht zusammen 24626 Euro.
Dem standen Gesamtausgaben von 23566 Euro gegenüber, sodass der Verein das vergangenen Jahr mit einem Plus von rund 1060 Euro abschloss. Hauptausgaben sind Miete sowie Nebenkosten. Weitere Mittel fließen in den Deutschunterricht, Infomaterial sowie Einrichtung der Räume. Auch interkulturelle Veranstaltungen werden finanziert, ebenso Fahrten. In den kommenden Wochen plant der Vorsitzende Klaus Zimmermann drei Tagestouren für Kinder und Jugendliche.
Ende September wird Café Zuflucht im Rahmen der interkulturellen Woche ein verspätetes Sommerfest veranstalten. Bei Aktionen der Stadt wie dem Kartoffelsonntag oder dem Weihnachtsmarkt ist der Verein auch aktiv dabei.
Letzteres vor allem, um seine Arbeit bekannter zu machen. Denn vom Ziel, interkulturell zu sein, ist der Verein wie viele Initiativen dieser Art noch ein gutes Stück entfernt. Das zeigte sich auch bei der Versammlung, die zum Teil von Ernüchterung geprägt war. Es kommen kaum Deutsche ins Café Zuflucht. Und der Ursprungsgedanke, dass Flüchtlinge sich in den Ablauf einbringen oder den Cafébetrieb gänzlich allein schmeißen, hat sich bisher kaum in die Tat umsetzen lassen. Auch lasse die Beteiligung an den Angeboten des Deutschunterrichts sowie im Werkraum derzeit nach. Die Macher des Werkraums wollen nach den Sommerferien mit den Flüchtlingsfrauen über deren Wünsche sprechen und nach neuen Strategien Ausschau halten. Auch sollen Kreativprojekte für Kinder, bei denen auch deutsche Mädchen und Jungen mitmachen, ins Leben gerufen werden.
Die Mitglieder wollen nach den Sommerferien noch einmal vermehrt nach Neubürgern Ausschau halten, die sich montags und donnerstags für gemeinsames Kochen im Café oder auch Tresendienst begeistern lassen. Auf der anderen Seite gab es aus den Reihen der Versammlung die Info, dass ein Wunsch an den Verein herangetragen wurde: Nämlich, das Café auch abends zu öffnen. Dies soll demnächst sonnabends stattfinden. Aktuell halten sich die vornehmlich männlichen Flüchtlinge, so hieß es in der Versammlung, mangels Treffpunkt in den Außenbereichen von Dannenberger Imbissbetrieben auf. Man könne doch auch im Café Skat kloppen. Dieser vielleicht scherzhaft gemeinte Zuruf fußt auf den ernsthaften Wunsch, Deutsche und Ausländer an einen Tisch zu bringen. Die Testphase für den Männertreff wird es zeigen.
Über die Testphase hinaus ist der Vorsitzende Klaus Zimmermann nach zwei Jahren im Amt. Dennoch stellte er sich gerne wieder zur Wahl. Er und auch Kassenwartin Monika Bischoff wurden in ihren Posten bestätigt. Verstärkt wird der Vorstand von Claudia Dittrich-Kloth, die das Amt der Schriftführerin von Mareike Harlfinger-Düpow übernahm, die nicht erneut kandidierte. dam
gefunden: ejz (05.07.2017)