Die Polizei hat zur Ermittlung der Brundursache des Feuers im Dannenberger Einkaufszentrum Jeetzelallee eine elfköpfige Sonderermittlungsgruppe gebildet. Auch das Landeskriminalamt (LKA) hat sich eingeschaltet und Hunde suchen in dem abgebrannten Gebäude nach Spuren.
bp Dannenberg. Man stelle sich vor, was passiert wäre, wenn in der Nacht auf Freitag nicht nur das Dannenberger Einkaufszentrum Jeetzelallee abgebrannt wäre (EJZ berichtete), sondern auch das Lüchower Gebäude, in dem sich eine Filiale des Textilienhändlers Kik und der Lebensmittelkette Lidl befindet. Kaum auszudenken, welche Belastung zwei Feuer in etwa zur gleichen Zeit für die freiwilligen Feuerwehren in Lüchow-Dannenberg bedeutet hätten.
Die Polizei hält sich weiterhin recht bedeckt, ermittelt nach eigenen Angaben allerdings „auf Hochtouren“ in dem Fall. Die Polizeiinspektion hat eine elfköpfige Ermittlungsgruppe eingesetzt, bei der Tatortarbeit sind Brandermittler und Spezialisten der Brandursachenkommission des Landeskriminalamtes aktiv. Zwar haben die Ermittler inzwischen bestätigt, dass es sich beim Großbrand in Dannenberg mit hoher Wahrscheinlichkeit um Brandstiftung gehandelt hat.
Allerdings will Polizeisprecher Kai Richter sich beispielsweise nicht dazu äußern, was für eine Art Brandsatz in der Lüchower Kik-Filiale gefunden worden ist. Er spricht weiterhin nur von „Gegenständen, die zu einer Brandverursachung hätten führen können“. Er verrät nur, dass es sich eher um etwas Einfaches handle, also eher nicht um einen Fernzünder oder Ähnliches. Weiter ins Detail will Richter auf Nachfrage nicht gehen. „Das ist Täterwissen und wir halten uns aus ermittlungstaktischen Gründen mit Informationen dazu zurück“, betont der Polizeihauptkommissar. Er bestätigt allerdings, dass die Täter offenbar nicht versucht haben, auch das Gebäude der Agentur für Arbeit und des Jobcenters in Brand zu setzen.
Auch dazu, ob die beiden Anschläge in Dannenberg und Lüchow zeitgleich oder kurz nacheinander verübt worden sind, schweigt die Polizei und begründet das ebenfalls mit dem Verweis auf ermittlungstaktische Gründe. Klar ist derzeit nur, dass der oder die Täter den Brand in Dannenberg um Mitternacht herum gelegt haben und dass die Polizei davon ausgeht, dass die beiden Attacken in Lüchow und die Brandstiftung in Dannenberg miteinander in Verbindung stehen.
Eine These ist, dass sich die Angriffe gegen den Textildiscounter Kik richten. Der nämlich stand in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik, weil er unter anderem in Fernost produzieren lasse und unangemessene Löhne zahle, lautet der Vorwurf. Die Kik-Filialen in Dannenberg und Lüchow waren bereits im April attackiert worden, allerdings deutlich weniger heftig.
Gestern und in den zurückliegenden Tagen untersuchten Brandexperten der Polizei die Ruine in der Dannenberger Jeetzelallee und suchten nach weiteren Spuren, die die Annahme, von einer Brandstiftung auszugehen, erhärten sollen. Die Ermittler setzten bei ihrer Suche auch Spürhunde aus dem Landkreis Vechta ein. Parallel suchten Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei weiträumig das Umfeld der Tatorte ab. Die Polizei sucht weiterhin mögliche Zeugen, die sich unter der Telefonnummer (05841)1220 melden sollen.
Dass die Suche nach Spuren bei so einer Art Brand besonders schwierig sei, erläuterte der Brandursachenermittler Dr. Eckhard Grünheid aus Versmold nahe Osnabrück. Je nachdem, „wie schnell man zu den Dingen kommt, die interessant sind“, könne eine Untersuchung besonders bei einem solchen Vollbrand bis zu ihrem endgültigen Abschluss Monate dauern. Bei solch einem verheerenden Brand seien Brandspuren besonders schwer auszuwerten. Zentral sei es, den Ort zu finden, an dem das Feuer ausgebrochen ist, den Brandausbruchsort. Bei Brandlegungen gebe es häufig mehrere davon.
Spürhunde seien bei solch großflächigen Bränden „besonders hilfreich“, denn sie fänden „selbst die kleinsten Spuren“. Die Tiere sind darauf trainiert, aromatisierte Kohlenwasserstoffe aufzuspüren, also brennbare Stoffe wie Benzine, Benzole, Diesel und überhaupt alles Erdölhaltige. Sei beispielsweise ein Molotowcocktail zum Einsatz gekommen, dann sei davon auszugehen, dass ein Hund diese Stelle herausfinden und anschließend der Boden beprobt werden könne.
Letztlich tun Brandursachen-ermittler wie Grünheid aus dessen Sicht etwas Einfaches: „Die Ausbreitung der Oxidationsreaktion Feuer, die nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten abläuft, anhand der Brandspuren in der physischen Umgebung, etwa nach systematischen Verlaufsmustern an den verbliebenen Wänden, zurückverfolgen und daraus Schlüsse zur Brandursache ziehen.“ Das ist so mühsam wie das Lösen eines 18000-Teile-Puzzles. Ein Puzzle, an dem auch die Brand-ermittler in Dannenberg ordentlich zu knacken haben.
ejz vom 18.05.2016