Interkultureller Laden der Initiative Zuflucht Lüchow feierte gestern am Busbahnhof Einweihung
bp Lüchow. Ein Sonnenstudio und ein Reisebüro sind nicht unbedingt die Angebote, die Flüchtlinge nutzen. Früher wären die beiden Ladenlokale in der Nähe des Lüchower Busbahnhofs deshalb nicht gleich scharenweise von Flüchtlingen angesteuert worden. Doch schon vor Monaten sind das Reisebüro und das Sonnenstudio ausgezogen, die Geschäfte standen leer. Das hat sich nun geändert. Dank des interkulturellen Ladens, den neun Flüchtlingsunterstützerinnen zusammen mit Flüchtlingen ausgebaut und neu eingerichtet haben, gibt es in Lüchow nun gleich zwei Leerstände weniger und einen zentralen Anlaufpunkt für Flüchtlinge mehr. Gestern feierte der Laden Einweihung.
Mahmoud Shrih lacht, schüttelt Hände, geht ans Telefon. Er ist ein zentraler Kopf des neuen Ladens. Er schließt den Laden morgens um 10 Uhr auf, er begrüßt die Flüchtlinge, er stellt Kontakte her, organisiert Fahrten. Ihm vertrauen die anderen Flüchtlinge. „Ich will helfen, dass die Leute nicht dieselben Fehler machen, die ich gemacht habe“, erklärt er seine Motivation. Warum ist so ein Laden aus seiner Sicht wichtig? „Es ist gut, wenn sich Deutsche und Flüchtlinge begegnen“, antwortet er, unter anderem, weil beide Seiten dann leichter die kulturellen Gepflogenheiten verstehen würden. Der26-jährige wohnt in einer Gemeinschaftsunterkunft in Bösel. Weil er nun für drei Jahre Asyl bekommen hat, will er sich nun auf die Suche nach einer eigenen Wohnung machen. Wahrscheinlich in einer größeren Stadt, um zu studieren.
In den insgesamt 105 Quadratmeter großen Läden werden Deutschkurse auf ehrenamtlicher Basis angeboten, gibt es ein Beratungsangebot, das die Flüchtlinge offenbar sehr ausgiebig nutzen, dort haben die Flüchtlinge einen Ort, an dem sie sich treffen und Tee trinken können, dort gibt es einen Kicker und eine Kinderspielecke. Die Idee für einen Laden war bereits im Oktober entstanden und damals sporadisch gegenüber der damaligen Notunterkunft eingerichtet worden. Dadurch, dass es diese nun nichtmehr gibt, habe das Projekt aber nie in Frage gestanden, sagt Organisatorin Marion Rabe: „Die Leute kommen auch aus Woltersdorf und Wittfeitzen hierher, die Räume sind immer gut gefüllt“, erzählt sie. Wenn die Leute überhaupt nach Lüchow kommen. Denn die Busanbindungen seien weiterhinein Problem. Für die Flüchtlinge sei es vor allem schwierig, sich beispielsweise eine Fahrkarte von Woltersdorf nach Lüchow zu leisten. Ein Flüchtling erzählt, dass er für die Hin- und Rückfahrt fünf Euro bezahlt. Viele Fahrten kann er sich deshalb nicht leisten. Ein anderes Problem ist: Oft seien die ausländischen Frauen unterrepräsentiert, sie seien gewohnt, sich in der Öffentlichkeit weniger zu zeigen. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit. Neulich hat es eine Beratung für Frauen gegeben, da seien einige gekommen, berichten die Helferinnen.
Viele unterstützende Unternehmen und Privatpersonen haben das Projekt durch Spenden überhaupt erst möglich gemacht, Besitzer Albrecht Hettig verzichtet auf eine Miete. Lüchows Bürgermeister Manfred Liebhaber (SPD) freut sich über den neuen Laden: „Es ist toll, dass in Lüchow etwas für Flüchtlinge passiert und schön, dass zwei Läden weniger leer stehen.“
Die Betreiber des Ladens suchen weitere Helfer, die via Mail an zuflucht.1uechow@gmx.de schreiben können.
Gefunden in EJZ 21.3.2016