Ein Salzwedeler ist nach der Attacke bei der AfD-Demonstration in Magdeburg auf ein Kamerateam erneut ins Visier der Polizei geraten
Salzwedel/Magdeburg l Sie waren nur zum falschen Zeitpunkt am verkehrten Ort. Ein 21-Jähriger und seine Freundin sind in der Nacht zum Sonnabend von vier schwarz gekleideten Männern in Salzwedel überfallen worden. Die Verdächtigen, so die Erkenntnisse der Polizei, gehören zur nicht organisierten rechtsextremen Szene im Altmarkkreis. Sie wollten offenbar einen jungen Mann aus der linken Szene angreifen, doch es kam zur Verwechselung.
Die schwarz gekleideten und zum Teil maskierten Männer stoppten zunächst mit dem Auto neben dem Paar und verfolgten sie. Das Opfer beschreibt später der Volksstimme, dass er durch Gebüsche lief und einen metallglänzenden Baseballschläger gesehen habe. Dann stürzte er und erhielt den ersten Schlag auf den Kopf. „Zum Schutz hielt ich die Hände über meinen Kopf“, erinnert sich der 21-Jährige. Seine Freundin wirft den Angreifern die Handtasche zu, weil sie glaubt, dass es ein Raubüberfall ist. „Doch dann kippte die Stimmung“, erzählt die Freundin des Opfers.
Die Angreifer fragen nach einem ihnen unbekannten Namen und wollten wissen, wo derjenige wohnt. Erst als das Paar versicherte, dass es gar nicht aus Salzwedel kommt, ließen die Männer von beiden ab.
Ziel soll Mann aus linker Szene gewesen sein
Die Ärzte diagnostizierten drei gebrochene Finger, diverse Platzwunden am Kopf und ein Schädelhirn-Trauma. Der Name, den die Angreifer immer wieder erwähnten, gehört zu einem Mitglied der linken Szene in Salzwedel. Und: Offenbar hatte es vor dem Angriff in der Innenstadt eine Jagdzene von Vermummten gegeben. Eine Anwohnerin schilderte der Volksstimme: „So gegen 23.45 Uhr hat es in der Nacht zum Sonnabend lautes Getrampel auf der Straße gegeben. Als ich aus dem Fenster sah, liefen etwa zehn bis zwölf schwarz Gekleidete, mit Skimasken vermummt samt Schlagstöcken durch unsere Straße. Es ging alles ganz schnell.“
Aus diesem Grund habe sie die Polizei auch nicht informieren können. Polizeisprecher Frank Semisch kannte den Vorfall bisher nicht.
Dafür aber den Anwohnerhinweis, wonach in der gleichen Nacht zwei Autos in Salzwedel mit schwarz gekleideten Vermummten stehen sollten. Die alarmierten Polizisten kontrollierten den Wagen und trafen drei Männer im Alter von 18, 23 und 28 Jahren an. Im Auto fanden die Polizisten ein Beil, Elektroschocker und zwei Baseballschläger. Ob einer von ihnen zur Tatwaffe gehört, wird untersucht.
Polizeisprecher Mike von Hoff: „Unter ihnen war auch der Beschuldigte von der AfD-Demo in Magdeburg.“ Und, die Zeugin habe auch bestätigen können, dass Fabian M. bei dem eigentlichen Überfall mit dabei war. Staatsanwalt Thomas Kramer aus Stendal sieht bisher keinen Haftgrund.
Rechtsextremer beim Verfassungsschutz bekannt
Fabian M. ist auch beim Verfassungschutz kein Unbekannter – und das nicht erst seit der Pfefferspray-Attacke mit dem Pfefferspray auf ein Kamerateam des MDR bei der AfD-Demo am 27. Januar dieses Jahres ist. „Wir stufen ihn als unstrukturierten Rechtsextremen ein, der auch einen Hang zur Gewaltbereitschaft hat“, sagt Hilmar Steffen, Extremismusexperte beim Landesverfassungsschutz. Mehr als 700 Personen werden in Sachsen-Anhalt diesem Personenkreis zugeordnet.
Bereits am 12. April 2015 soll der 18-Jährige an einem Überfall auf ein Mitglied der Antifa-Szene in Kläden (Altmarkkreis Salzwedel) beteiligt gewesen sein. Als das 20-jährige Opfer zu Hause aus seinem Auto stieg, wurde es krankenhausreif geschlagen. Der junge Mann erkannte später Fabian M. als einen der Angreifer.
Von Matthias Fricke
Bildunterschrift: Die Verletzungen des Opfers. Foto: Marco Heide
gefunden in: Volksstimme 03.02.2016
zum selben Thema: http://wendland-net.de/post/salzwedel-ueberfall-aus-der-rechten-ecke-19116
http://www.az-online.de/altmark/salzwedel/nach-pfeffer-baseballschlaeger-6087236.html