*Kundgebung und Demonstration *Woltersdorf, Ecke Thurauer Berg*

*Kundgebung und Demonstration*
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    *Woltersdorf, Ecke Thurauer Berg*
    *Montag, 1. September2025*
    *Beginn: 17.00 Uhr*

es rufen auf: Antimilitaristinnen im Wendland
der Flyer als pdf    https://tinyurl.com/36sypwfw


Am anti-Kriegstag, dem 1. September, jährt sich der deutsche Überfall auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Berlin wollte Großmacht werden, und hatte deswegen damals nicht nur Europa, sondern die ganze Welt in einen Krieg getrieben – zum zweiten Mal. Die Nationalsozialisten, oft unterstützt von Kollaborateur*innen in den besetzten Gebieten, ermordeten systematisch Jüd*innen, Sinti und Roma, Behinderte und sowjetische Zivilist*innen, Kommunist*innen, Partisan*innen und alle, die sie zu solchen erklärten. Die Berichte derer, die den Vernichtungskrieg der Deutschen in Osteuropa überlebten, sind eine unmissverständliche Mahnung:

    Nie wieder Faschismus!
    Nie wieder Krieg!

Der Krieg ist nicht erst 2022 nach Europa zurückgekehrt – und in die Welt erst recht nicht. Die deutsche Beteiligung am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien ist nicht vergessen. Genauso wenig die zahlreichen „Auslandseinsätze“ der Bundeswehr in Kriegen gegen die Bevölkerungen in Asien und Afrika – zum Beispiel in Afghanistan und Mali.

In Berlin sind inzwischen viele Masken gefallen: Der deutsche Verteidigungsminister fordert von seinen Landsleuten Kriegstüchtigkeit; der Kanzler erhebt offen den Anspruch, Deutschland solle stärkste Militärmacht Europas werden. Der Konflikt zwischen Russland und dem Westen droht zu einem Welt- und Atomkrieg zu eskalieren – und statt auf Verhandlung und Deeskalation setzt die deutsche Politik auf Aufrüsten und militärische Drohgebärden. Die ersten Kriegskredite sind  längst aufgenommen. Auch der reguläre Wehretat wird erhöht und erhöht.

Die Regierung beschwört das Feindbild Russland, um uns plausibel zu machen, warum wir den Gürtel enger schnallen und Kürzungen im sozialen Bereich hinnehmen sollen. Der Aufrüstung durch den Kreml, so heißt es, müsse ein Mehr an Rüstungsmilliarden entgegengesetzt werden. Dabei stecken die europäischen Staaten bereits jetzt mehr Geld in Rüstung als die russische Föderation.

Die Bundeswehr bereitet sich auf die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht vor und probt in regelmäßigen Großmanövern den Aufmarsch gegen Russland. In Litauen baut die Armee ihren ersten dauerhaften Militärstützpunkt im Ausland – auf ehemaligem Gebiet der Sowjetunion. Führende deutsche Industrielle fordern von der Wirtschaft, sich aktiv an der Aufrüstung zu beteiligen. Selbst die atomare Bewaffnung Deutschlands wird diskutiert. In Sachen Militarisierung jagt ein Tabu-Bruch den nächsten. Deutschland will wieder Militärmacht werden und bereitet sich darauf vor, eine wirtschaftliche Vormachtstellung auch militärisch absichern zu können.

Wir bleiben dabei:
            Nein zu Krieg und Aufrüstung!

Aufrüstung und Militarisierung findet nicht nur im Diskurs statt. Waffensysteme werden produziert – auch hier im Wendland. In Woltersdorf sitzt seit 1999 das Unternehmen Harder Digital, das dort unter anderem Rüstungsgüter herstellt und erforscht. Dass Rüstungsunternehmen auch einen zivilen Produktionsarm haben ist nicht unüblich. Harder betreibt neben seinem Hauptsitz im Wendland jeweils eine Tochtergesellschaft in Serbien und Lettland. Harder stellt Bildverstärkerröhren her, die hauptsächlich für unterschiedliche Nachtsichtgeräte für Militär und Polizei gedacht sind – für nächtliches Navigieren, Observieren und Zielen. Harder exportiert nach eigenen Angaben in 30 Länder. Teil der Produktionsstätte in Woltersdorf sind mehrere Chemielabore und eine 1000 Quadratmeter unterirdische Lagerstätte inklusive eines Testtunnels für Nachtsichtgeräte.

Harder gibt an, innerhalb der letzten Jahre seine Produktionskapazitäten kontinuierlich ausgebaut zu haben. In welche Länder Harder exportiert und wie hoch der Anteil der zivilen Produktion ist, ist öffentlich nicht einsehbar. 2024 gingen laut Medienberichten die Hälfte von Harders Produkten an den europäischen Rüstungskonzern Theon, der das wendländische Rüstungsunternehmen inzwischen für 34 Millionen Euro übernommen hat. Theon wiederum betreibt gemeinsam mit dem deutschen Sensorikspezialisten Hensoldt Optronics ein Joint Venture, das erst letztes Jahr den Auftragt zur Herstellung von über 20.000 Nachtsichtgeräten für die Bundeswehr bekommen hat. 162 Millionen Euro hat der Haushaltsausschuss dafür eingeplant. Bereits 2022 hatte es einen ähnlichen Auftrag erhalten.

Für das Jahr 2023 hatte Deutschland die Führung der Schnellen Eingreiftruppe der NATO übernommen – und hatte dafür seine Soldate*innen mit Nachtsichtbrillen von Theon ausgestattet. Die Eingreiftruppen der NATO (damals NRF, heute ARF) stehen seit 2015 in erhöhter Bereitschaft, um gegebenenfalls innerhalb weniger Tage in einen Krieg gegen Russland eintreten zu können.
Auch für die automatisierte Drohnenkriegsführung, die gerade in den letzten Jahren rasant an strategischer Bedeutung gewinnt, ist Nachtsichttechnologie, wie Harder sie produziert und entwickelt, eine wichtige Komponente.

    Heraus zum anti-Kriegs-Tag:
    Krieg beginnt hier!
    Unser Widerstand auch

Krieg bricht nicht aus. Er wird gemacht: in Washington, Moskau, Brüssel, Berlin … .
Er wird aber auch gemacht an Stellen, die nicht so himmelweit von uns entfernt sind – wo praktisch vor unserer Nase Tag für Tag daran gearbeitet wird, die geplante Militarisierung auf ganz konkrete Füße zu stellen.

Das sind die Stellen, an denen wir mit aller Entschiedenheit der Forderung widersprechen, dieses Land müsste kriegstüchtig werden.

*Am anti-Kriegs-Tag gehen wir in diesem Jahr an einen bestimmten Ort; dieser Ort ist exemplarisch.* Hier wollen wir rüberbringen, dass es nicht ausschließlich darum gehen kann, informiert zu sein und eine Meinung zu haben. Wichtig ist auch, in aktuelles Geschehen aktiv einzugreifen. Machen wir zum Beipiel öffentlich sichtbar: wo wird Rüstung der Weg geebnet? Wo können wir dem entgegentreten? Und dann: Lasst es uns tun!


—-   notweniger Nachsatz   —————————————————-

Wer heutzutage eine antimilitaristische Perspektive einnimmt, läuft Gefahr,  als pro-russisch oder rechtsoffen etikettiert zu werden. Wir Veranstalter*innen sind beides ganz gewiss nicht. Im Gegenteil: uns  verbindet eine klare Haltung gegen Nationalismus jeglicher Couleur; Kapitalismus und imperiale Lebensweise verstehen wir als Ursache der ineinandergreifenden Krisen. Krieg zu führen, damit zu drohen oder sich  dafür zu rüsten lehnen wir ab.

Sich nicht die Interessen derjenigen zu eigen zu machen, für die Krieg nur die konsequente
Fortführung und Mittel ihrer Politik ist, heißt keineswegs, unentschieden zu sein.

Es ist und bleibt notwendig, Partei zu ergreifen für Menschen in Unterdrückung und Not.
Antimilitarismus steht auf der Seite derjenigen, die unter den Folgen leiden, die schon zu Tausenden ihr Leben lassen mussten und die weiterhin als „Menschenmaterial“ verbraucht werden. Diese Haltung wollen wir in  die gesellschaftliche Debatte einbringen.