Eindringliche Momentaufnahme
Zum Film In „What you gonna do when the world’s on fire?“ porträtiert Roberto Minervini seine Protagonist*innen in intimen Schwarz-Weiß-Bildern und gibt denjenigen Menschen ein Gesicht, die hinter den Forderungen von #blacklivesmatter stehen …
What you gonna do when the world’s on fire?
Roberto Minervini
Dokumentarfilm
Italien/USA/Frankreich 2018
123 Minuten
ab dem 23. Juli im Kino
„My hope is that this film can facilitate a much-needed discussion on race and the current plight of African Americans who, now more than ever, are witnessing the intensification of hate crimes and discriminatory policies.“ (Roberto Minervini, Regisseur)
Im Sommer 2017 hat eine Reihe brutaler Polizistenmorde an jungen afroamerikanischen Männern Schockwellen im ganzen Land ausgelöst. Eine Gruppe von People of Color im amerikanischen Süden versucht, mit den anhaltenden Auswirkungen der Vergangenheit umzugehen und ihren Platz in einem Land zu finden, das nicht auf ihrer Seite ist. Währenddessen bereiten die Black Panthers einen groß angelegten Protest gegen die Brutalität der Polizei vor.
Eine aufwühlende Betrachtung des Regisseurs von „The Other Side“ über das Leben der Afro-Amerikaner*innen im heutigen Amerika.
Quelle https://www.freitag.de/produkt-der-woche/film/what-you-gonna-do-when-the-worlds-on-fire/eindringliche-momentaufnahme
Herausragende Rassismus-Doku Die Worte und die Gewalt
Was heißt es, in den USA schwarz zu sein? Eindrücklicher und vielschichtiger als in der Kinodoku „What You Gonna Do When the World’s on Fire?“ lässt sich das selten erfahren.
Mitglieder der New Black Panther Party bei Protesten gegen Morde an Schwarzen Foto: Grandfilm
Bei manchen Fragen steht die Antwort von vornherein fest. „What do we want?“ „Justice!“ „When do we want it?“ „Now!“ Und manche Antworten braucht schon gar keine Frage mehr. „Black Power!“ „Black Power!“
So skandierend läuft die New Black Panther Party durch New Orleans und versucht das, was ihre mächtige Vorläuferorganisation so erfolgreich in den Sechziger- und Siebzigerjahren in den USA getan hat: Mit anderen Schwarzen ins Gespräch kommen, ihr Bewusstsein für rassistische Unterdrückung schärfen, gemeinsam irgendwann die Revolution anzuzetteln.
Es sind kaum mehr als zwei Dutzend Parteimitglieder, die die New Black Panther Party auf die Straße bringt, sie ist also weit entfernt von der Schlagkraft der alten Partei oder von neueren antirassistischen Bewegungen wie Black Lives Matter. Dass der italienisch-amerikanische Filmemacher Roberto Minervini mit seiner Doku „What You Gonna Do When the World’s on Fire?“ trotzdem bei ihnen ansetzt, ist Erzählprinzip und Stärke seines unbedingt sehenswerten Films.
Minervini bleibt auf kleinster gesellschaftlicher Ebene, bei zwei minderjährigen Brüdern, einer Barbesitzerin und eben einer Handvoll von Politaktivistinnen. Er kann gerade dort zeigen, wie grundlegend Rassismus wirkt, wie sehr er sich in alle Verästelungen des Alltags einfrisst und wie unfassbar kräftezehrend der Kampf gegen ihn deshalb ist.
Minervini zieht dabei verschiedene Spannungsfelder auf. Während die New Black Panthers immer in Aktion gezeigt werden, mit Essensspenden bei Obdachlosen, bei Protestzügen vor dem Parlamentsgebäude von Mississippi, kommt der Film bei Barbesitzerin und Sängerin Judy zur Ruhe. Ihre blonde Scheitelfrisur erinnert an R’n’B-Star Mary J. Blige, eine ähnlich druckvolle Stimme hat sie auch. Filminfo
„What You Gonna Do When the World’s on Fire?“
Italien/Frankreich/USA 2018
Buch und Regie: Roberto Minervini
Produktion: Okta Film, Pulpa Entertainment, Shellac Films
Verleih: Grandfilm
Länge: 123 Minuten
FSK: keine Angabe
Start: 23. Juli 2020
Singen wird Judy aber bald nur noch im privaten Rahmen, denn sie muss ihre Bar aufgeben. Warum, wird nicht richtig klar. Die nicht allzu hohe Miete hat sie nach eigenen Angaben immer innerhalb weniger Tage eingespielt, rechtzeitig gezahlt hat sie wohl auch. Doch Judy kämpft nicht, sondern tut etwas, was sie scheinbar schon häufig getan hat. Sie ordnet ihre Prioritäten neu und steuert ihre Kräfte dorthin, wo sie etwas bewegen kann.
Immer wieder zeigt Minervini, wie Judy andere in Gespräche verwickelt. Einen Stammgast bringt sie dazu, darüber zu reden, wie er durch Drogen und eine Haftstrafe so sehr die Orientierung in seinem Leben verloren hat, dass er nicht einmal mehr sagen kann, in welchem Jahr seine Mutter gestorben ist. Gemeinsam suchen sie ihr Grab auf.
Ein anderes Mal findet der Film Judy mitten im Gespräch mit drogensüchtigen Prostituierten. Sie spricht über ihre eigene Crack- und Kokainsucht und die Gewalt, die sie in ihrer eigenen Familie erfahren hat.