Autorität, Emanzipation, Gesundheit und Gerechtigkeit in Zeiten von Covid-19 und anderen Krisen

– Gedanken der letzten zwei Wochen –

Seit Tagen verändert sich die Realität, die uns umgibt so schnell, dass ich meist gar nicht hinterher komme: zu fühlen, zu realisieren oder gar zu verstehen, was das alles heißt. Seit Tagen verbringe ich Stunden damit, zu lesen, zu telefonieren und zu diskutieren, allein nur, um mitzuhalten – das Gefühl zu haben, es nicht einfach über mich ergehen zu lassen…eine Illusion von Kontrolle vielleicht.
All meine Gedanken und all die Gespräche und Diskussionen, aber auch das Informationsangebot aus Artikeln und Positionen rund um Covid-19, sind begleitet von scheinbar riesigen Ambivalenzen.
So oft habe ich mir im Kampf für Klima- und Gesundheitsgerechtigkeit eine zumindest annähernd ähnliche Geschwindigkeit politischer Maßnahmen bzw. gesellschaftlicher Veränderungen gewünscht. Gleichzeitig bereitet es mir große Sorge, dass aktuell vor allem Angst die Hauptantreiberin all dieser Veränderungen ist. Genau da, wo doch viel eher ein vorausschauendes proaktives Handeln, aus Vernunft und Verbundenheit uns antreiben sollte.
Und die ganze Zeit Frage ich mich, wo liegen die reellen Chancen und deren Ansatzpunkte in dieser Krise?!

*Unser Verhältnis zu Staat und die zivile Selbstorganisation*

Es scheint, als wären wir (als politische Linke und auch als Zivilgesellschaft im Allgemeinen) es gewohnt, uns in „Parallelstrukturen“ zu bewegen. Und irgendwie fühlen wir uns darin auch ganz wohl – Verantwortung abgeben, aber weiter aufregen können; darüber, dass es so langsam geht, oder darüber, dass es so schnell geht; darüber, dass „der Staat“ nichts macht, oder darüber, dass „der Staat“ zu viel macht;…
Und gestern habe ich noch den Satz eines Kinder- und Jugendpsychiaters gehört, „Autorität bietet Schutz.“, was sicherlich stimmt. Und doch sind die Meisten von uns keine Kinder mehr und es geht gerade auch um viel mehr, als das Verhältnis von uns zu unseren Eltern.
Es ist ein Moment, in dem wir uns (und zwar alle) ganz klar fragen müssen, wie wir uns zu „dem Staat“ eigentlich positionieren wollen. Was bedeutet Emanzipation in diesen Tagen? Wie können wir handlungsfähig sein/werden/bleiben? Und wie können wir das, was passiert und was unsere Zukunft prägen wird, aktiv mitgestalten?
Einerseits musste ich mich immer wieder fragen, wo denn die zivile Emanzipation geblieben ist, wenn es aktuell für kollektiv verantwortungsvolles Handeln scheinbar massiv einschränkende autoritäre Maßnahmen braucht? Haben wir überhaupt Strukturen, die diese Emanzipation zulassen würden? Oder zeigt sich hier nicht auch schon die Abhängigkeitsbeziehung zum Staat? Dessen „Liebe“ ist zwar recht eigennützig (denn sie dient dem Zweck Selbsterhalt), bisher konnten wir es uns darin jedoch auch recht bequem machen.
Und andererseits bin ich begeistert, wie viele Menschen diese Gelegenheit nutzen, zu zeigen, was Selbstorganisierung alles leisten kann: Nachbar*innenschaftshilfe, Fundraising für die Kneipe nebenan, Kinderbetreuung im Hinterhof, Solibriefe an einsame Menschen und viele geniale Dinge mehr. Auf eine Art scheinen sich Möglichkeiten aufzutun, bisher zentral geregelte Aufgaben wieder innerhalb unserer sozialen Netzwerke zu lösen.
Am Ende werden Fragen bleiben wie: ist ein autoritäres Vorgehen wie in China das „Musterbeispiel“ für schnelles effektives Handeln? und entsprechen die getroffenen Maßnahmen einem demokratischen Willen, einfach nur weil sie einen Großteil der Menschen EINES Landes schützen?
Klar is auf jeden Fall, dass staatliche Macht plötzlich sehr erlebbar wird und einerseits Einschnitte in unser Leben und unsere Freiheitsrechte bedeutet und andererseits plötzlich schnelle Veränderungen möglich macht.
Selbst wenn die Dystopie nicht in Deutschland Wirklchkeit wird, so besteht doch Grund zur Annahme, dass aktuelle Ereignissen und Entscheidungen weltweite Spuren hinterlassen werden. Wie tief und sichtbar diese Spuren sind, hat sicherlich in anderen Ländern (mit anderen Staats- und Gesellschaftsformen) auch ein anderes „Potential“.
Aber seien wir ehrlich: 1. haben wir die Möglichkeit, zu entscheiden, was wir für Formen wollen, wie wir sie gestalten und ob FÜR uns, oder aber MIT uns Verantwortung übernommen wird und 2. für uns Autokratie keine echte Alternative ist. Denn zum einen sind wir eine soziale und damit nach Verbundenheit strebende Spezies und zum anderen liegt erst in gewisser Autonomie die entscheidende Prise Entfaltungspotential.

*Isolation vs. Fokus & Solidarität*

Es ist eine Art „Stille“ im Außen eingekehrt. Wir sollten diese nutzen, um in unser Inneres zu hören. Die „fehlende“ Ablenkung im Außen (Job, Clubs, Fußballspiele, Theater etc.) schafft die Chance, sich wieder mit wesentlichen Dingen zu befassen. Ja, stimmt, das glaube ich irgendwie auch. Doch gleichzeitig handelt es sich hier um eine absolut privilegierte Perspektive. Denn Menschen, die von zu Hause aus weiter arbeiten und nun ihre Kinder parallel betreuen; Menschen, die ihr tägliches Mittagessen nicht mehr von den Tafeln bekommen, keine Aufträge mehr für ihr Handwerksunternehmen haben, die selbst diese Theater und Clubs betreiben, die gerade schließen und an denen ihre Existenz hängt; Menschen, für die „zu Hause“ auch Gewalt, oder Einsamkeit bedeutet; all diejenigen werden gerade wohl nur wenig „Stille“ genießen können, um in ihr Inneres zu hören. Das Wissen über jenes Privileg unter einigen von uns, sollte uns nicht daran hindern, es zu nutzen; jedoch hilft es dabei, uns auch weiterhin die Frage zu stellen, wie können wir andere ohne jene Privilegien damit unterstützen.
Erkennen werden wir hier, dass nur Solidarität und Zusammenhalt, also social organizing als Antwort auf sozial distancing und Soziale Kontrolle uns als Kollektiv langfristig helfen wird. Es geht nicht um Kredite (im weitesten Sinne), mit denen Menschen in Abhängigkeit gehalten werden, sondern um Vorschussvertrauen und Selbstwirksamkeit. Wie wäre es jetzt z.B. mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen?!

*Angst – Verbundenheit vs. Abschottung*

Roosevelt sagte einmal „the only thing we have to fear is fear itself“.
Es gibt viele Dinge, die (im kollektiven Bewusstsein) der Menschheit, Nationen und auch Individuen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten massive und auch reelle Existenzangst gemacht haben und auch immer noch machen. Es ist keine steile These mehr, sondern Wissen, dass Traumata, z.B. die des Zweiten Weltkrieges über Generationen weitergegeben werden und auch in den jungen Generationen heute noch weiter wirken und bestimmen, wie wir auf bestimmte Ereignisse reagieren. Auch die Klimakrise, oder die sogenannte Flüchtlings-„Krise“ und der gesamte Diskurs darum hat die Menschen in den letzten Jahren stark beschäftigt. Auch hier ist eigentlich klar, dass die Welt, wie wir sie kennen früher oder später nicht mehr so existieren wird, nicht mehr so existieren kann. Das uns das Angst macht, ist keine Frage, es ist normal und es ist auch gut so. Denn es sollte die Funktion haben, dass wir überhaupt darauf reagieren. Aber wir müssen diese Ängste anerkennen und bearbeiten, um handlungsfähig zu bleiben. Selbst in „linken Kreisen“, wo diese Krisen Hauptthemen der politischen Arbeit geworden sind, passiert dies nur maximal dürftig.
Diese „Corona-Krise“ scheint auf eine Art wie gerufen zu kommen, um endlich im Konkreten dem Druck anderer Krisen Luft machen zu können. Irgendwie fühlt es sich doch auch gut an, endlich eine „Krise“ zu haben, auf die wir wenigsten auch klarer adressierbare Antworten kennen. Sicherlich gibt es gerade diese Dinge, die eine reelle Bedrohung darstellen. Doch sind die Reaktionen darauf verhältnismäßig, oder ist Covid-19 gerade nur eine geeignete Projektionsfläche?
Dies wäre fatal. Denn während wir in einem Modus verschobener und ausgelagerter Angst und Traumata gerade diese Corona-Krise „lösen“, werden sich unsere anderen noch viel kritischeren Probleme als Weltgemeinschaft nicht lösen – außer eben, wir beziehen sie mit ein.
Wie steht es denn z.B. um die globalen Gesundheitsperspektiven? Derzeit bedeutet Global Health ja vor allem Global Health SECURITY, also nationale Sicherheit der Gesundheit von Bürger*innen innerhalb des Staates durch Schutzmaßnahmen nach außen, wie z.B. Grenzschließung. Abschottung, „Grenzfetischismus“ und „Corona-tionalismus“ als Antwort auf globale Fragen – wirklich? Dies entsprich in keinster weise einem ethischen Verständnis von Menschheit, während Tausende jährlich bei dem Versuch ertrinken, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen und ein lebenswertes Leben zu führen; oder während andere Tausende gerade an der griechischen Grenze mit Tränengas und Schlagstöcken ebenfalls daran gehindert werden, eine Zukunft zu finden.
Und gleichzeitig telefonieren Menschen gerade mehrere Stunden am Tag mit Menschen in anderen Städten, anderen Ländern. Wir tauschen uns aus, teilen, wie es uns geht, was uns bewegt, sind in Verbindung, gespannt und überlegen, was zu tun ist. Wie schön wäre es, diese verbindende Energie zu erhalten und im Kontext anderer (sozialer, ökologischer, politischer,…) Krisen weiter in uns leben zu lassen.
Es braucht neue Konzepte, ein anderes Verständnis dieses Planeten – wir alle gemeinsam mit einem gleichen Ziel, ein gutes Leben für alle!

*Finger in die Wunde vs. Erkenntnisse über Notwendigkeiten*

Ja, was gerade passiert, legt auf jeden Fall den Finger in so manche Wunde.
Bis vor kurzem wurden in Deutschland noch munter Diskussionen rund um die weitere Ökonomisierung unseres Gesundheitssystems geführt. Anfang der 2000er wurden die DRGs (als Abrechungsäquivalente in der Krankenhausversorgung) eingeführt und Stück für Stück ergaben sich Dinge, wie weniger Personal und Privatisierung, sowie Schließung von ganzen Krankenhäusern. Heute merken wir auf einmal, dass diese Art von Gesundheitssystem überhaupt nicht in der Lage ist, weder personell noch infrastrukturell, auf Ereignisse aktueller Tragweite adäquat zu reagieren (Der Freitag). Wir akquirieren Medizinstudent*innen als Aushilfskräfte, holen Ärzt*innen aus dem Ruhestand zurück und binden sogar die Bundeswehr in die Klärung dieses Engpasses mit ein. Auf einmal realisieren wir also, welchen basalen Stellenwert Care-Arbeit (und zwar nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch Pflegeeinrichtungen, Psychiatrien etc. UND zu Hause) hat. Und wir zeigen uns sogar noch dankbar dafür. Ja, ich weiß, das klingt zynisch, doch es macht mich fassungslos, warum es solche Ereignisse braucht, um so etwas zu begreifen.
Auch die intersektionalen Klassenkampfperspektiven werden in so einer Krise noch einmal zugespitzt deutlich. Denn nicht alle sind von so einer Krise gleich betroffen. Soziale Determinanten (z.B. vom Zugang zu Gesundheitsversorgung) werden plötzlich noch viel sichtbarer (Freiberufler*innen, Vorerkrankte,…). Oder sie werden auch weiterhin verschwiegen (Wohnungslose, Menschen ohne Papiere,…). Wir müssen also nicht nur unter medizinischen Aspekten von „Risikogruppen“ sprechen, sondern eben auch unter sozio-ökonomischen!
Und was die ersten beiden Absätze hier dann in Realität im schlimmsten Fall bedeuten können, sehen wir leider teilweise in Italien: Ärzt*innen müssen triagieren und damit entscheiden, welche der vielen Patient*innen z.B. beatmet werden und damit evtl. überlebenswichtige Versorgung bekommen und welche dafür „zu alt“, oder „zu krank“ sind und damit höchst wahrscheinlich versterben.
Wir haben also dazu auch noch den Finger in der Wunde „Schwäche des Sozialsystems“. Tafeln schließen und Menschen bekommen ihre tägliche warme Mahlzeit nicht mehr, oder die Tafeln sind noch geöffnet, werden dann aber von mehrheitlich ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen betrieben, die auch allzu häufig selbst zu der medizinischen Risikogruppe gehören. Pflegeheime und Gefängnisse empfangen keinen Besuch mehr, Sozialzentren schließen, Wohneinrichtungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen, oder Frauenhäuser bangen, wann der erste interne Corona-Fall auftritt und Mitarbeiter*innen vielleicht für zwei Wochen mit den Menschen unter höchstem psychischen Druck in Quarantäne sind. Die Stärke würde wohl gerade jetzt in Gemeinschaftsformen liegen, die Diversität anerkennen und sich gegenseitig unterstützen.
Zu all dem kommt hinzu, dass so wenig über diese Punkte und dennoch so viel über unsere Wirtschaft gesprochen wird. Es ist eine Wirtschaft, deren zentrale Ideologie darin besteht, sich, um jeden Preis und absolut unflexibel in ihren Grundannahmen, selbst zu erhalten. Dies ist die bisher oberste Maxime. Die Ressourcen in der Welt – auch die Arbeitskraft – bleiben aber die gleichen, egal, welche Wirtschaftsideologie wir dem ganzen überziehen. Was wir damit machen, ist letztlich also unsere Entscheidung. (Ich persönlich erinnere mich gern daran, dass viele Dinge doch auch irgendwie unsere Entscheidungen bleiben.) Es wäre also auch absolut vorstellbar, dass Menschen plötzlich nicht mehr arbeiten MÜSSEN, um Geld verdienen zu MÜSSEN, um Geld ausgeben zu MÜSSEN, um…die Wirtschaft am laufen zu halten. Möglich ist es dann, wenn wir gemeinsam für bedingungslose Grundlagen wie z.B. Wohnraum, Krankenversorgung, Zugang zu Informationen, Mobilität und Nahrungsmittel sorgen. Und wenn unser Gehirn dazu in der Lage ist, uns dies soweit vorzustellen, heißt das auch, es ließe sich genauso anders gestalten.
Anstatt z.B. gerade weiter dreckige und diesen Planeten ausbeutende Industrien zu retten, sollten wir also zumindest schon einmal anfangen, konsequent in saubere zukunftstragende Wirtschaftszweige zu investieren.
Beim Thema „zukunftsfähig“ komme ich auch zur letzten großen Wunde, in der ich gerade einen Finger spüre: unser Weltbild. In der Geschichte der medizinischen Entwicklung wurde auch die Perspektive auf Gesundheitserhalt und Krankheitsentstehung immer weiterentwickelt. Es kam zu public health (gesellschaftliche Perspektive), international Health und Tropenmedizin (mit immer noch bestehenden kolonialen Denkmustern), es entstand die Disziplin der global health (globale Perspektive) und nun ist es an der Zeit, das Wissen der planetary health zu etablieren und anzuwenden. Der Mensch ist kein in sich geschlossenes System, genauso wenig, wie es Nationalstaaten sind. Menschen sind Teil allen Lebens auf diesem Planeten und stehen mit ihrer Umwelt in stetiger Wechselbeziehung. Die Gesundheit der Menschen ist damit auch davon abhängig, wie „gesund“ die Umwelt ist, die sie umgibt. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Virus als Zoonose (also von Tieren auf den Menschen übertragen) vorkommt. Bei HIV war es der Fall, auch bei Ebola und anderen (auch einschlägig bekannten und die Tage häufig erwähnten) Viren. Was diese Erkrankungen im Menschen gemeinsam haben ist, dass sie immer dort und dann auftraten, wo Menschen in hoher Geschwindigkeit in bisher (nahezu) vom Menschen unberührte Ökosysteme vorgedrungen sind – Städteexpansion, Rohstoffgewinnung, industrielle Landwirtschaft etc. (The Guardian) Bestimmte Viren, wie auch Covid-19 kamen innerhalb dieser Ökosysteme unter Tieren schon vorher vor, waren dort Teil eines Gleichgewichtes. Wenn nun in so ein System eingedrungen wird, ändern sich Lebensbedingungen, Ressourcen und das Gleichgewicht ist gestört. Das Virus breitet sich in Wirte (die Menschen) aus, zu denen es vorher noch gar keinen Kontakt hatte. Menschen reagieren anders darauf, sind nicht immun, erkranken. Im Lebensraum der Menschen herrschen zudem (gerade in einer global mobilen Welt und dicht gedrängten Städten) perfekte Bedingungen, um sich auszubreiten. Das so etwas passiert und auch, dass es genau so passiert, wie gerade, ist keine Überraschung. Es ist nicht neu und es ist absehbar, dass es wieder passieren wird – vor allem dann, wenn wir weiter so invasiv unserem alten Weltbild folgen, ohne es ausreichend zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
Wir müssen verstehen, dass jedes kleinere System auch einem größeren zugeordnet und sein Bestehen und Wohlergehen von diesem abhängig ist. Das (i.d.R.) größte zugängliche System, mit dem wir im Einklang leben sollten, ist der Planet Erde an sich. Wir müssen wegkommen von all den ego-, euro-, ethno- und anderen -„zentrischen“ Ideologien hin zu Solidarität, Verbundenheit und Fürsorge. Es ist an der Zeit, zu begreifen, dass der Erhalt unseres bisherigen Weltbildes und den dadurch herrschenden Machtstrukturen nur durch Mechanismen der Ausbeutung (fossiler Ressourcen, Arbeitskraft, Lebensraum, Kultur,…) aufrechterhalten werden kann. Dabei vergessen wir jedoch, dass all das in einem größerem System (Weltgemeinschaft) stattfindet, womit wir (Menschen) uns lediglich selbst bekämpfen. Wenn wir dies erkennen und verstehen, so sind wir in der Verantwortung, entsprechend unser weiteres Denken und Handeln daran auszurichten. Entsprechend unseres Handlungsspielraumes sind wir moralisch dazu verpflichtet, hier uns zu bemühen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gerade als Gesundheitssektor (aktuelle politische Ereignisse zeigen nur zu deutlich die Bedeutung dieses Sektors für politische Entscheidungen) ist der Spielraum groß und die richtigen Entscheidungen essenziell.

*Was wissen wir vs. was tun wir*

Es ist doch eigentlich alles gesagt. Alles wichtige wissen wir und können wir sehen und verstehen, wenn wir nur kollektiv die Augen öffnen und hinschauen.
Solch eine Krise entsteht nicht zufällig, auch nicht solch eine Pandemie und somit sollte sie auch nicht als „Naturkatastrophe“ entpolitisiert werden.
Es ist auch klar, dass sich Dinge maßgeblich verändern werden…vielleicht zum Guten oder gar Besseren, vielleicht aber auch nicht. Die Richtung hängt eben auch von uns ab. Es ist mehr denn je Zeit für Visionen und gute Ideen. Oder wie es Naomi Klein sinngemäß beschreibt: in Zeiten einer Krise, wo wir auf unsere Basis zurückgeworfen werden und vieles des bisher Bewährten nicht mehr funktioniert, werden neue Ideen gebraucht und da kommt es dann darauf, welche Ideen denn gerade „herumliegen“. Einige Ideen schienen bisher vielleicht als zu radikal und zeigen sich nun als die einzig sinnvollen. Es ist nur eine Frage, wer sich mehr für seine Ideen einsetzt, als andere; es ist nicht die Zeit, sich in Panik, Verleugnung oder Passivität auf die Angst zu beziehen – es ist die Zeit, zu gestalten.

Die Welt ist mehr als Corona!