Tangermünde. „Im Kapitelturm, im ehemaligen Amtsgericht und in der Alten Kanzlei hielt die sowjetische Besatzungsmacht 1945 Zivilisten gefangen, für die hier ein Leidensweg in sowjetische Speziallager und Gefängnisse begann, den sehr viele Menschen nicht überlebten. Wir gedenken der Opfer.“
Dies ist nach langem Kampf jetzt auf der Gedenktafel nahe des Eingangs zum Burgbergpark in Tangermünde zu lesen.
Tangermündes CDU-Stadtratsfraktion hatte sich für die Stätte engagiert, Vertreter waren Mittwochnachmittag unter den vielen Einweihungsgästen. „Obwohl im Stadtrat umstritten, hat sich die Mehrheit für die Gedenkstätte entschieden“, sagte Bürgermeister Jürgen Pyrdok. „Nach mehr als 70 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Aufarbeitung von Unrecht nicht abgeschlossen“, fügte er hinzu.
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Liese-Lore Hopp berichtete von den Ereignissen auf der Tangermünder Burg aus geheimen Briefen ihres Vaters.
© Krach
Den Gedenkstein schuf die Stadt in Zusammenarbeit mit der Vereinigung „Opfer des Stalinismus“ und der Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen. Vorbereitende Arbeiten leistete die Publizistin Edda Ahrberg aus Cobbel, die Mitglied des Stalinismus-Opfervereins ist. Sie hat über das Durchgangslager Tangermünde recherchiert und darüber im Oktober 2015 vor dem Stadtrat referiert. Schon da wurde unter anderen auch der Name Alwin Kempe genannt. Kempe war in Tangermünde inhaftiert. Und starb 1947 in Sachsenhausen. Liese-Lore Hopp als Tochter des einstigen Schuldirektors von Rogätz war bei dem historischen Akt dabei wie auch Karl-Gerhard Winter als Vorsitzender des Vereins und die Landesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Birgit Neumann-Becker.
Hopp berichtete authentisch von den Ereignissen auf der Tangermünder Burg aus sogenannten Kassibern, geheime Briefe, die sie von ihrem Vater erhalten hatte. Sie dankte allen Organisatoren der Gedenkstätte, „denn, wenn man Toten gedenkt, sind sie nicht vergessen“, rief sie dazu auf, den Hass unter den Menschen künftig noch mehr zu einzudämmen, wozu auch Tangermünder Gedenkstätte beitragen möge.
Der Vereins-Vorsitzende und die Landesbeauftragte zollten den Organisatoren Respekt dafür, dass die Gedenksteineinweihung mit erinnernden und mahnenden Worten sowie mit Blumen und Trauermusik vonstatten ging.
Edda Ahrberg wird im Dezember erneut im Stadtrat über das Tangermünder Zwischenlager sprechen. Und im November soll die Info-Broschüre „Die Häftlinge in der Alten Kanzlei“ erscheinen, kündigte die Cobbelerin an. An der Feier nahm auch Brandenburgs Vize-Landtagspräsident Dieter Dombrowski teil.
Von Günther Krach
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