Verbunden mit dem Anti-Kriegs-Camp „War-starts-here“, in Parleib, sind viele Aktionen – diesmal ist Flucht das Thema.
Parleib/Gardelegen l Rund 50 sind seit dem ersten Tag da. „Auf rund 250 Teilnehmer stellt sich unsere Küche in den nächsten Tagen ein“, sagt Campsprecher Martin, der zwar einen Nachnamen hat, ihn aber nicht sagen will. Aber im Camp ist man ohnehin per Du. Wer hierher kommt, hat das gleiche Ziel, wie die anderen: den Frieden – und den selben Gegner: die Bundeswehr.
Illegale Eintritte auf GÜZ-Gelände
Die muss in den kommenden Tagen wieder mit zahlreichen Störaktionen rechnen. Aktions- und Hauptdemonstrationstag wird der Sonnabend werden. Was genau dann passieren wird, kann jetzt noch niemand sagen. In den Vorjahren hatte es etliche illegale Eintritte ins Militärgebiet gegeben. Immer wieder kam es auch zu Festnahmen und Anzeigen – allerdings auch schon mal aus der unmittelbaren Nachbarschaft, wegen Schmierereien oder Sachbeschädigung, die man den Campteilnehmern anlastete.
Mittlerweile sei man allerdings „angekommen“, schätzt Martin ein. Insgesamt spüre man mehr „Wohlwollen“ seitens der Bürger in der Nachbarschaft. Einer sei sogar beim Aufbau auf die Besucher zugekommen und habe eine Therme vorbeigebracht: „Nun kann man sich auch mal die Haare mit warmem Wasser waschen“. Dafür, und überhaupt in Sachen guter Nachbarschaft, wollen die Campteilnehmer am Donnerstag mit den Nachbarn Kaffee trinken. Wer mag, kann sich T-Shirts bedrucken und es gibt Spiele ohne Verlierer. Handzettel sind schon verteilt worden.
Als völlig unproblematisch beschreibt Sprecher Heinz am Dienstag übrigens auch den Umgang mit dem Altmarkkreis, der das Camp genehmigen muss. Erstmals musste dabei auch ein großes Zirkuszelt abgenommen werden. Doch auch dabei habe es keine Probleme gegeben. Eher eng sehen die Protestler übrigens selbst den Brandschutz. „Schon in unserem eigenen Interesse“ werde man kein offenes Lagerfeuer machen, betonte Sprecher Martin.
Ansonsten bleiben die Campbewohner aufmerksam. Am Campeingang ist ein Wachzelt aufgebaut. Immerhin haben sich die Friedenskämpfer in diesem Jahr mit ihrem Motto „Krieg. Macht. Flucht.“ insbesondere des Themas Flüchtlinge angenommen. Etliche „Menschen mit schwarzer Hautfarbe werden hier sein“, sagt Martin. Denn für Workshops und Vorträge haben sich die Friedensaktivisten Referenten ausgesucht, die aus eigenem Erfahren berichten sollen. „Auch angesichts der Wahlergebnisse mit hohem Erfolg für die AfD“ in Sachsen-Anhalt werde man also wachsam sein, versichert Martin.
Gäste sind willkommen
Wer sich aber ernsthaft für das Anliegen der Campteilnehmer interessiert, ist im Camp willkommen. Unter anderem sind verschiedene Workshops geplant (wir berichteten) und auch zu Gesprächen sind die Kriegsgegner immer bereit. Mit dabei sind in diesem Jahr die Friedensreiter. Allerdings nur fünf. Gestern legten sie einen Zwischenstopp an der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen ein, um einen Strauß Feldblumen auf dem Boden der einstigen Scheune niederzulegen. Am Nachmittag luden sie die Gardeleger zu einer Kundgebung ein. Im vergangenen Jahr gab es auf dem Rathausplatz eine ähnliche Aktion, bei der der Krieg als geflügelter Teufel die Männer aus dem Familienleben reißt, um sie in Krieg und Tod zu schicken.
Diesmal war der Tod selbst mit dabei und hinterließ seine symbolischen Fußabdrücke in Gardelegen: Denn der Sensenmann verteilte Schuhpaare auf dem Rathausplatz, die von den Friedensreiterinnen später mit weißer Kreide umrandet wurden. Sprecherin Ute Radermacher aus dem Oberbergischen Land wandte sich schließlich mit dem Anliegen der Friedensschützer an die Zuschauer, die allerdings weitestgehend ausblieben. Mehr Publikum könnte heute ein Auftritt der Band Strom und Wasser samt Frontmann Heinz Ratz anlocken.
Wer den musikalischen Friedensschützer erleben will, sollte sich heute Abend im Parleiber Camp einfinden.Geplant sind neben den noch geheimen Störaktionen am Sonnabend zudem Mahnwachen am Kriegerdenkmal in Dolle, an der Zufahrt nach Schnöggersburg an der B 189 und am Kreisel an der Heidestraße. Zudem gibt‘s einen Infostand mit Programm beim Sommermarkt in Letzlingen. Sprecher Helmut: „Wer sich so auf die Bundeswehr reflektiert und gute Nachbarschaft beschwört, den wollen wir erinnern, dass Rheinmetall keine Keksfabrik ist.“
Von Gesine Biermann
gefunden: http://www.volksstimme.de/lokal/gardelegen/friedensaktion-bunter-protest-und-aktionen 28.07.2016