Kreisatomausschuss empfiehlt: Kein Asse-Wasser bei Gorleben in die Elbe
fk Lüchow. Von den Atomanlagen bei Gorleben führt eine Rohrleitung an die Elbe. Seit Jahrzehnten wird dort salziges Wasser in den Fluss gepumpt. Es stammt von der Salzhalde östlich des Erkundungsbergwerks. Immer wenn es regnet, läuft dort Wasser über die Abhänge des Salzhügels, wird in Becken gesammelt und über die Leitung in die Elbe abgeleitet. Jetzt möchte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Leitung für eine weitere Menge salzigen Wassers nutzen. Während der alte Vorgang weitgehend ohne öffentliche Aufmerksamkeit ablief, sorgt die neue Planung für Aufregung. Der Atomausschuss des Kreistages hat sich jedenfalls schon einmal dagegen ausgesprochen und möchte, dass dies auch der Kreistag tut.
Diese Empfehlung gab der Ausschuss einstimmig, nachdem er von BfS-Vertreter Dr. Jörg Tietze Einzelheiten zu dem Vorhaben gehört hatte. Das Wasser, das jetzt zusätzlich über die vorhandene Rohrleitung in den Fluss geleitet werden soll, stammt aus dem Asse-Bergwerk. Es handelt sich um jene Zuflüsse, die erst für unmöglich erklärt, dann lange verschwiegen und schließlich nach langen Informations-Kampagnen der örtlichen Bürgerinitiativen zugegeben wurden.
Die Zuflüsse werden im Salzstock oberhalb der Kavernen, in denen schwach- und mittelradioaktiver Atommüll gelagert wird, abgefangen. Sie kommen mit diesen Abfällen nicht in Kontakt, sind also nicht belastet. Sie werden nach Tietzes Angaben mehrfach auf Radioaktivität gemessen und lagen bisher mit maximal 3,3 Becquerel weit unter der Selbstverpflichtung von 40 Becquerel je Liter. Laut Trinkwasserverordnung sind 100 Bq/l zulässig.
Nach den Plänen des BfS soll das aufgefangene salzige Wasser mit Lkw nach Gorleben gefahren und dort erst einmal in einem Becken, wie das Haldenwasser auch, zwischengelagert werden. Jährlich würde an 36 Tagen angeliefert werden. Innerhalb von drei Tagen würden dann bis zu 20 Lkw das Salzwasser heran bringen. Tietze bezifferte die Menge der bisher schon in die Elbe eingeleiteten Salzlauge mit 56000 Kubikmetern jährlich zugelassener Höchstmenge. Dagegen würde die zusätzliche Menge aus der Asse lediglich zehn Prozent ausmachen, nämlich 5500 Kubikmeter pro Jahr.
Der BfS-Vertreter informierte den Ausschuss über Möglichkeiten, trotz vermehrter Menge die Auswirkungen für den Fluss geringer zu halten. An oberster Stelle steht die Abdeckung der Salzhalde in Gorleben. Die liegt seit Jahrzehnten gegen jeden Regen offen da. Außerdem könnte man die Einleitungsrate verringern, ein Einleitungsmanagement einführen. Das bedeutet: Zwar würde insgesamt mehr salziges Wasser in den Fluss geleitet, jedoch gestreckt über einen längeren Zeitraum. Die täglich anfallende Menge wäre damit verringert.
Für die Kreisverwaltung meldete Ernst-August Schulz Bedenken an. Umstritten sei etwa, ob es sich bei dem Wasser aus der Asse rechtlich um Abwasser handele. Außerdem besteht ein Minimierungsgebot. Rechtlich wäre man also gezwungen, die Elbe so wenig wie möglich zu belasten. Ausschussmitglieder sprachen von dem Tropfen, der das Fass zu Überlaufen bringen könnte. Oder von dem Vorzug, den Gorleben gegenüber anderen Endlagerstandorten bei der neuen Suche mit dieser neuen Einleitung erhalte. Schließlich wurde auch noch das Einzugsgebiet der Elbe gegen das Einzugsgebiet der Weser, in dem die Asse liege, ins Spiel gebracht.
BfS-Vertreter Tietze wehrte sich. Er sei nicht der Sprecher von Kali und Salz, erklärte er. Das Abpumpen des Wassers in der Asse sei Voraussetzung dafür, den dort eingelagerten Atommüll zurückholen zu können. Das BfS suche nach verschiedenen Lösungen. Das Ziel des BfS sei es, bei der Lösung für das Wasser aus der Asse unabhängig zu sein von Dritten. Bisher wurde das Wasser nämlich ins still gelegte Bergwerk Mariaglück gebracht. Das sei jetzt nicht mehr möglich. Mariaglück stand einst auf der Liste der Endlagerstandorte, aus der Gorleben ausgewählt wurde.
gefunden ejz vom 5.12.2016