„Revolutionärer Defätismus – linke Strategien gegen jeden Krieg“

Infoveranstaltung und Diskussion mit Peter Nowak

„Nie wieder Krieg“ – bis in die 1980er Jahre hinein war das in der damaligen BRD nach 2 Weltkriegen, die von deutschem Boden ausgingen, ein scheinbar fester gesellschaftlicher Konsens. Nach der Großdeutschwerdung in den 1990er Jahren begann dieser zwar zu bröckeln, aber immerhin gab es noch massenhaften Protest zum Beispiel gegen die Beteiligung Deutschlands am Krieg gegen Jugoslawien.

„Nie wieder Krieg – ohne uns“ auf diese Formel lässt sich derzeit die außenpolitische Orientierung bringen. Wenn Annalena Baerbock forsch Russland den Krieg erklärt, so wird das vielleicht als „unglückliche Formulierung“ betrachtet, im Kern aber inzwischen weitestgehend gesellschaftlich; sowie sogar inzwischen auch bis in Teile der Linken akzeptiert.

Anhand des historischen Widerstands antistaatlicher Linker im ersten Weltkrieg laden wir zum Vortrag mit Peter Nowak sowie zur antimilitaristischen Debatte ein. Der Referent wird das Konzept des historischen Defätsmus in seiner damaligen Form vorstellen, jedoch auch auf aktuelle Beispiele von antimilitaristischen Widerstand eingehen. Damals trafen sich Kriegsgegner*innen aus verschiedenen Ländern, darunter auch Anarchist*innen, im Schweizerischen Zimmerwald. Sie einigte der Wille sich beim Krieg zwischen Nationalstaaten auf keine Seite zu stellen, sondern ihn zu behindern, zu sabotieren etc. Das Konzept nennt sich revolutionärer Defätismus, d.h. sich eben auf keine Seite im Krieg von Nationalstaaten zu stellen, dafür aber revolutionär in allen Staaten für die Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft zu kämpfen, die Kriege immer wieder möglich macht. Heute ist vor allem in Deutschland das Konzept des revolutionären Defätismus kaum mehr bekannt. Dabei wäre es eine echte Alternative zur Parteinahme für eine Seite in dem Krieg, zu einen Pazifismus ohne Gesellschaftskritik oder einer „Deutschen Friedensbewegung“.

In den letzten Monaten gab es in vielen Ländern Proteste gegen den Krieg des russischen Regimes in der Ukraine, aber auch gegen den Hochrüstungskurs aller Nato-Länder. Dabei wird selten erwähnt, dass in vielen Ländern Arbeiter*innen an vorderster Front der Kampflinie stehen. Hier nur einige Beispiele: In Italien und Griechenland haben Basisgewerkschaften in den letzten Monaten mit Streiks der Beschäftigten Transporte von Natowaffen teilweise über mehrere Tage verhindert. In der Ukraine und in Belorussland wurde der Waffennachschub von Russland in die Ukraine durch Streiks und Sabotage kämpferischer Arbeiter*innen behindert. Auf der Veranstaltung wird Peter Nowak weitere Beispiele darstellen und in den historischen Kontext einordnen. Der Kampf von linken Arbeiter*innen gegen Militarismus und Krieg kann sich auf kämpferische Traditionen der Arbeiter*innenbewegung berufen, die in Deutschland weitgehend vergessen sind So gab es während des 1. Weltkriegs in allen beteiligten Staaten, auch in Deutschland, Massenstreiks zunächst gegen die sozialen Folgen des Kriegs, dann gegen den Krieg und die verantwortliche Herrschaftsclique. Auf der Veranstaltung wird Peter Nowak begründen, warum diese Orientierung auch heute noch aktuell und auch eine Alternative zu einer Deutschen Friedensbewegung ist, die Kriege und Waffenlieferungen mit nationalistischen Argumenten ablehnt.

Peter Nowak arbeitet als freier Journalist (https://peter-nowak-journalist.de/) unter Anderem für die Direkte Aktion, die Onlinezeitung der Freien Arbeiter Union (FAU) und hat dort Artikel über Kämpfe der Arbeiter*innen gegen Krieg und Militarismus (https://direkteaktion.org/arbeiterinnen-gegen-krieg-und-militarismus/) veröffentlicht. Er ist mit Clemens Heni und Gerald Grüneklee Autor des Buches „Nie wieder Krieg ohne uns … Deutschland und die Ukraine“ (https://clemensheni.net/buch-neuerscheinung-nie-wieder-krieg-ohne-uns-deutschland-und-die-ukraine/)

Freitag, 28. April 2023, 19:30 UhrAUTONOMES ZENTRUM SALZWEDEL Altperverstr. 34 kommt gerne getestet