Lüchow. „Feuerwehr Lüchow hat bald was zu tun.“ Darunter ist ein Mann zu sehen, der die Faust reckt, von Flammen umgeben. Das ist die Spitze der Hetze und der verbalen Ausfälle, die losgebrochen sind, nachdem bekannt geworden ist, dass der Lüchower Arzt Ahmed-Maher Mouhandes den Lüchower Bahnhof gekauft hat und im Inneren eine Moschee einrichtet. Die EJZ hat diesen indirekten Aufruf zu einer schweren Straftat der Polizei gemeldet. Die Reaktion von Polizeisprecher Kai Richter: „Die Polizei wird ermitteln.“ Die Äußerung sei von strafrechtlicher Relevanz.
Die Reaktionen im Internet auf die Moschee-Pläne sind zahlreich und größtenteils ablehnend. „Sowas gehört hier nicht hin“, meint einer. Jemand anderes schreibt: „Wir sollten uns damit abfinden, morgens, mittags und abends vom Iman zum Gebet aufgerufen zu werden.“ Hetze, Hass und Ablehnung sind Mouhandes im Internet entgegengeschlagen. Die Familie des HNO-Arztes und Imams ist bestürzt. Es macht ihnen zu schaffen, erleben zu müssen, dass selbst in Lüchow-Dannenberg Kräfte am Werk sind, die verbal zündeln, Kräfte, die den Islam hassen und der Religion pauschal vorwerfen, radikal und gewalttätig zu sein.
Glückwünsche von Patienten
Mouhandes ist selbst nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs. Aber seine Kinder haben ihm erzählt, was für eine Schlacht da tobt. Mouhandes ist froh, dass er in seinem realen Leben andere Reaktionen bekommt. „Patienten haben mir gratuliert und sich gefreut“, berichtet er. Persönlich habe er keinen Hass erlebt, ganz im Gegenteil. Er bemüht sich, das alles nüchtern zu sehen: „Es gibt immer Leute, die etwas dagegen haben.“ Er und die anderen Muslime täten „etwas Legales, mehr nicht“. Der ganze Wirbel um den Umbau ist ihm zu viel, das alles sei doch „nur eine Kleinigkeit“.
Wichtig ist ihm, Gerüchten entgegenzutreten, die im Umlauf sind und zu Irritationen führen. Ja, es gebe in der Region um Lüchow herum, also auch im Altmarkkreis Salzwedel, schätzungsweise 1000 Muslime. Die würden allerdings nicht annähernd alle zum Freitagsgebet in den entstehenden Gebetsraum kommen. „Zum Gebet kommen momentan 80 bis 100 Leute“, stellt Mouhandes, der Vorsitzende des Vereins Islamische Gemeinde Salzwedel Kreis Lüchow-Dannenberg, klar. Schon seit Jahren gibt es in Lüchow einen Gebetsraum in der Salzwedeler Straße. Doch seitdem mehr Flüchtlinge in Lüchow-Dannenberg und dem Kreis Salzwedel leben, ist der Raum zu klein geworden. Nach einigem Suchen nach einer Alternative hat der 62-Jährige den Bahnhof von Privatleuten gekauft. Saniert werden letztlich lediglich zwei Räume auf rund 100 Quadratmetern, ein Gebetsraum für die Männer, einer für die Frauen.
Mouhandes hofft, dass alle Arbeiten, viele davon in Eigenregie, glatt laufen und die Wendland-Moschee, so der offizielle Name, in drei bis vier Monaten eröffnet. Dann soll es eine öffentliche Einweihungsfeier geben. Die Lüchower Tafel bleibt übrigens in dem Gebäude. „Wir sind in gutem Einvernehmen mit Herrn Dr. Mouhandes“, betont der Tafel-Vorsitzende Dr. Günther Nemetschek. Auch Züge können weiterhin in dem Bahnhof halten. „Das ist vollkommen unabhängig von dem Bahnhofsgebäude“, unterstreicht Thorsten Hensel vom Fahrgastrat Wendland.
gefunden ejz vom 18.2.2017