Demonstranten protestierten in Lüchow und Dannenberg für dauerhaften Aufenthalt aller Flüchtlinge
Rund 50 Menschen haben am Sonnabend in Lüchow und in Dannenberg gegen die Abschiebung in sogenannte ’sichere Herkunftsländer‘ demonstriert. Länder wie der Kosovo oder Montenegro seien für viele Menschen nicht sicher, schon gar nicht ein Land wie Afghanistan.
bp Lüchow/Dannenberg. Gegen 10.30 Uhr ging am Sonnabend für gut eine halbe Stunde nichts mehr auf der Lüchower Langen Straße. Jedenfalls nicht für Autofahrer, die teils minutenlang warten mussten.
Was ging, waren Demonstranten, tendenziell aus dem links-alternativen Bereich. Sie protestierten gegen Abschiebungen und für ein dauerhaftes Bleiberecht für alle nach Deutschland Geflüchteten, unabhängig von ihrer Nationalität. Die Demonstranten skandierten Parolen wie „Kein Mensch ist illegal – Bleiberecht überall“ oder „No border, no nation, stop deportation“.
Die Demonstration war zwar nicht offiziell angemeldet, die Polizei wertete das Recht auf Versammlungsfreiheit aber höher als Recht der Autofahrer, ungehindert durch Lüchow fahren zu können.
Protest für dauerhaftes Bleiberecht von Flüchtlingen in Lüchow und Dannenberg
Lüchow/Dannenberg. Am Tag der Menschenrechte haben am Sonnabend Aktivisten erst in Lüchow und anschließend in Dannenberg „gegen Abschiebungen in angeblich sichere Herkunftsländer“ demonstriert. Rund 60 Protestler entrollten Transparente entlang der Langen Straße in Lüchow und verteilten Handzettel an Autofahrer und Passanten. Auf den Plakaten standen Parolen wie „Um Europa keine Mauer“ und „Bleiberecht für alle und auf Dauer“. Rufe wie „No border, no nation, no deportation“ schallten durch die Stadt, ebenso eine Rede von Ursula Pehlke, Mitglied der Initiative Zuflucht Wendland.
Sie forderte – durch ein Megafon unüberhörbar verstärkt – einen „Abschiebestopp in Krisenregionen“ sowie „Bewegungsfreiheit und Bleiberecht für alle“. Dass das konfliktbeladene Afghanistan als sicheres Herkunftsland eingestuft werden könnte, verurteilte Pehlke. Die deutsche verhandelt mit der afghanischen Regierung seit einiger Zeit über ein Rücknahmeabkommen.
Nach rund einer halben Stunde zogen die Demonstranten über die Lange Straße in Richtung eines Wohnhauses, in dem bis vor Kurzem eine Familie aus dem Kosovo gelebt hatte. Deren Asylantrag war abgelehnt worden. Die Kreisverwaltung bot Geld, die Familie reiste zurück in ihre Heimat. „Freiwillige Ausreise“, lautet das in der Verwaltungssprache. Flüchtlingsunterstützerin Ute Müller betonte, dass es sich in Wahrheit ebenfalls um Abschiebungen handle, denn die Menschen würden Deutschland nicht wirklich freiwillig, sondern nur aus Angst vor einer Eskalation verlassen. Eine andere Protestlerin verstieg sich in die Aussage, Abschiebung sei schlimmer als Schlepperei, weil gegen den Willen der Menschen gehandelt werde.
Die Demonstration war nicht offiziell angemeldet worden, trotzdem ließ die Polizei die Aktivisten gewähren. Die Beamten stuften das Recht auf Versammlungsfreiheit offenbar höher ein als das Recht der Autofahrer, zügig vom Fleck zu kommen. Bis auf einen Zwischenfall, als ein Autofahrer Gas gab und auf Protestler los fuhr, blieb die Kundgebung friedlich.
Das war offenbar größtenteils auch in Dannenberg der Fall, wo die Aktion gegen Mittag mit einer zwangsweisen Verkehrsberuhigung an der Rewe-Kreuzung weiterging. Etwa 120 Menschen, davon etwa 30 aus Afghanistan, beteiligten sich laut den Veranstaltern. „Viele informierten sich interessiert und wohlwollend über die Störung, einzelne waren unglaublich aufgebracht, wobei dann auch zwei Koffer überfahren wurden“, berichtet Uta Müller.
Eine kleinere Gruppe gedachte der katastrophalen Situation in der syrischen Stadt Aleppo. „Wir stellen hier eine Erinnerung auf, dass die Leute dort sterben und niemanden das interessiert“, so die Auffassung des Demonstranten Amud Dot Al. Ein Transparent mahnte: „Aleppo – die Welt hat dich vergessen, aber wir vergessen dich nie.“
gefunden: ejz (12.12.2016)