Ein Dorf begehrt auf

Menschen aus Molden kämpfen für gelbe Ortsschilder gegen ihren Bürgermeister Wilhelm von Gottberg

bp Molden. „Es ist für eine finanzschwache Gemeinde unvertretbar, diese Schilder auszuwechseln.“ So lautet ein Satz aus einem Schreiben von Schnegas Bürgermeister Wilhelm von Gottberg (parteilos/AfD), über den Sigrid Maria Quis und andere Einwohner von Molden sich ärgern. Für die Sanierung von Räumen, in denen bald der Sohn des Bürgermeisters seine Arztpraxis eröffnet, seien 100000 Euro da (EJZ berichtete), aber nicht einmal ein paar hundert Euro für zwei Ortsschilder? Ein Dorf begehrt auf.

Es geht darum, dass es in Molden zwar Ortsschilder gibt, diese aber in einem nicht sehr ansehnlichen Zustand sind und ausgerechnet nicht an der stärker befahrenen Kreisstraße 32 zwischen Loitze und Proitze am eigentlichen Ortsein- und -ausgang stehen, sondern nur an einer Straße in der Ortsmitte, die in den Ostteil des Dorfs führt.

Nun kann man meinen, das sei in einem Dorf mit ohnehin nur 20 Einwohnern keine große Sache. Doch genau das sehen einige Moldener anders. Sie meinen, durch die fehlenden gelben Ortsschilder an der Kreisstraße sei die Sicherheit der immerhin sieben Kinder, die oft Besuch von anderen Kindern bekommen, und die Sicherheit der beiden Rollstuhlfahrerinnen im Ort gefährdet. Denn wer die Kreisstraße entlang fahre, für den gilt an der betreffenden Stelle zwar eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h und es gibt grüne Ortshinweistafeln. Doch besonders für Autofahrer von außerhalb sei nicht erkennbar, dass sie durch einen Ort fahren, und das führe dazu, dass viele Verkehrsteilnehmer sehr viel schneller durch Molden fahren würden als erlaubt. Die Forderung lautet, dass aus der Kreis- eine Dorfstraße wird, wie es in den Nachbarorten Loitze und Proitze der Fall ist.

Ob ein gelbes Ortsschild tatsächlich etwas ändern würde, ist unklar, doch die Mehrzahl der Moldener ist davon überzeugt. Allen voran Sigrid Maria Quis: „Ein gelbes Schild an der Kreisstraße wäre ein Signal, dass an der Stelle ein Ort anfängt.“ Es gehe um die Zukunft der Kinder, da dürfe eine Gemeinde nicht herumknapsen. Das gelte auch für die sehr spärliche Straßenbeleuchtung, die Quis und andere ebenfalls als Sicherheitsrisiko empfinden. „Das sind Funzeln, sodass Kinder im Winter an einer stockdunklen Kreisstraße auf den Bus warten“, sagt Quis. „Wir wollen nicht warten, bis etwas passiert“, schiebt Mutter Simone Schulze hinterher.

In einem Schreiben an Quis betont von Gottberg, dass das Ersetzen der alten durch neue Schilder zu teuer für die Gemeinde sei. Die vorhandenen Schilder seien „in einem guten Zustand“. Die Schilder an der Kreisstraße seien Sache des Kreises. Wolle die Gemeinde die Schilder austauschen, so müsse die Kreis- in eine Gemeindestraße umgewidmet werden. Damit würde sich die Gemeinde, sagt von Gottberg, „zusätzliche Kosten aufbürden“. Auch hinsichtlich der Straßenbeleuchtung habe die Gemeinde „keine Veranlassung, daran etwas zu ändern“. Der Lichtkegel erhelle „auch noch die Haltestelle“.

Der Rat Schnega hat die Forderung der Moldener im April endgültig abgelehnt, auch mit dem Verweis, dass sich an der Geschwindigkeitsbegrenzung so oder so nichts ändern würde. „Im Übrigen wäre es nicht im Sinne des Allgemeinwohls, wenn die Straßenbaulast der Gemeinde durch die Übernahme von Teilen einer Kreisstraße ausgeweitet würde“, schreibt von Gottberg. Er verweist nochmals darauf, dass die Gemeinde „extrem finanzschwach“ sei und zusätzliche Kosten durch „eine Erhöhung der Grundsteuer hereingeholt werden“ müssten. Die Moldener geben sich damit nicht zufrieden. Sie wollen weiter um gelbe Ortstafeln kämpfen – Gemeindefinanzen hin oder her.

gefunden: EJZ 28.05.2016