Wegen zerstörtem jüdischen Friedhof
tl Bleckede. Gut zweieinhalb Wochen ist es her, dass bisher unbekannte Täter den jüdischen Friedhof in Bleckede unweit der Lüchow-Dannenberger Kreisgrenze verwüstet haben. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen gezielten Anschlag – womöglich aus der rechten Szene – handelt, berichtet die Lüneburger Landeszeitung. Die Täter haben bei ihrem Zug über den Friedhof unter anderem elf Grabsteine mit schwerem Werkzeug zerstört.
Um ein Zeichen gegen die vermutliche Hass-Tat zu setzen, haben mehrere Organisationen, darunter der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Antifa der Stadt Lüneburg zu einem Mahngang gegen Antisemitismus aufgerufen. Der beginnt am morgigen Sonntag um 12 Uhr im Bleckeder Schlosspark. Bei dem Gang zum Friedhof soll die auswärts liegende Ruhestätte symbolisch wieder in den Ort zurückgeholt werden, heißt es von den Organisatoren des Mahngangs.
Die hiesige SPD-Bundestagsabgeordnete Hiltrud Lotze findet die „Schändung der Grabmäler auf dem jüdischen Friedhof erschreckend und beschämend“. Antisemitismus und Rechtsextremismus seien zerstörerisch für die Gesellschaft, sagt sie. „Wir alle müssen täglich deutlich machen, dass wir das nicht dulden. Mit Mitgliedern der AG ,Juden in Bleckede‘ bin ich im vergangenen Jahr auf dem jüdischen Friedhof gewesen. Es trifft mich im Innersten, dass dieser Ort des Gedenkens und Erinnerns verwüstet wurde“, erklärt Lotze.
Auch das Studentenparlament, ebenso wie der AStA der Universität Lüneburg haben sich auf ihren jüngsten Sitzungen einstimmig gegen die antisemitischen Anschläge auf dem jüdischen Friedhof in Bleckede positioniert. Sie unterstützen den Aufruf zu einem Mahngang am Sonntag. AStA-Sprecher Jasper Kahrs sagt dazu: „Der Angriff auf den jüdischen Friedhof in Bleckede hat eine neue Qualität. Es ist ein symbolischer Angriff, der sich gegen die Religionsfreiheit aber auch gegen eine bestimmte Personengruppe richtet. Er zeigt, dass die Anschläge auf geflüchtete Menschen und deren Unterkünfte auch anderer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit Tür und Tor öffnen. Genau deswegen ist es so wichtig, sich zu solidarisieren und gegen diese Menschenfeindlichkeit aufzustehen.“
AStA-Sprecherin Ronja Hesse ergänzt: „Ein Angriff auf die Rechte einer bestimmten Gruppe ist immer zugleich ein Angriff auf die Menschenrechte selbst, weil dadurch die generelle Hemmschwelle gesenkt wird. Wir tragen eine gesellschaftliche Verantwortung dafür, dass diese Menschenrechte, die Mindeststandards des gesellschaftlichen Zusammenlebens, nicht in Frage gestellt werden. Dieser Angriff tut aber genau das.“
gefunden in EJZ, 09.04.2016