Facebook-Gruppe „Widerstand Uelzen“ bedroht Linke – Verdacht: Einzelner oder Gruppe aus rechter Szene
Ir/bp Uelzen. Womöglich ein Neonazi oder mehrere Neonazis rufen in einer Facebook-Gruppe zu Mord auf.Die linke Szene sieht darin eine neue Qualität der Bedrohung. Es stellt sich die Frage: Wie aktiv und gefährlich sind Nazis im Raum Uelzen? Die Antifaschistische Aktion Lüneburg-Uelzen (Antifa) berichtet von steigendem Selbstbewusstsein der rechten Szene. Das reiche bis hin zu besagtem öffentlichen Mordaufruf. Die Polizei bestätigt einzelne Vorfälle, relativiert aber, weil keine festen rechten Strukturen im Kreis Uelzen etabliert seien.
In einer Facebook-Gruppe wurde ende Januar dazu aufgerufen, Angehörige der „linksfaschistischen Antifa“ zu töten. Das belegt ein Screen-Shot der Postings aus der Gruppe, die sich zuerst „Wiederstand Uelzen“ nannte und dann orthographisch korrekt in „Widerstand Uelzen“ umfirmierte. „Dies ist ein Mordaufruf“, „Ab sofort ist die Antifa Uelzen Freiwild“ und „Tötet Antifaanhänger“, war unter anderem zu lesen. Die Einträge sind nicht mehr online, die Polizei ermittelt aber wegen der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten. Die Gruppe in dem Netzwerk richtet sich vor allem mit geteilten Inhalten und in Kommentaren gegen den Islam, gegen Asylbewerber, gegen die Asylpolitik der Regierung, gegen die Antifa und gegen die „Lügenpresse“. Sie hat 462 „Gefällt mir“-Angaben. Dass aber eine Gruppe und kein einzelner dahinter steckt, ist laut Polizeisprecher Kai Richter nicht sicher.
Die Antifa weist auf das Anwachsen rechtsextremer Aktivitäten in Uelzen seit dem Herbst hin: ein Rechtsrock-Konzert im Uelzener Nachtclub „Oase“ mit einer einschlägig vorbestraften Szene-Größe im Oktober, eine Plakataktion der Identitären Bewegung bei einer Uelzener Initiative für Flüchtlinge sowie vermehrt echte Aufkleber in der Innenstadt. Die Identitäre Bewegung habe zudem, so die Antifa, vor dem Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Bad Bevensen dort zahlreiche Plakate aufgehängt.
Die Polizei hat von dem Konzert in der „Oase“ Kenntnis, habe der „Privatveranstaltung“ aber nicht beigewohnt und keine weiteren Informationen – zumindest für die Öffentlichkeit nicht. Ein erhöhtes Aufkommen von Nazi-Aufklebern sei ebenso wenig bekannt, wie die Vorkommnisse bei der Hilfsinitiative. Auch könne man nicht von allem, was sich in Aufklebern oder Plakaten in Stadt und Kreis niederschlage, auf hiesige Rechte schließen, so die Sichtweise der Polizei. Die betont aber, sie sei im Bereich Rechtsextremismus „sensibel und aktiv“. Nach derzeitigem Wissensstand gebe es aber keine Etablierten rechten Strukturen, sondern nur einzelne Personen, die rechtsextrem seien.
Ein Statement, das die bedrohte Antifa nicht beruhigen wird. In Zeiten zunehmender Gewalttaten von Neonazis müsse man eine Morddrohung von Rechts aber durchaus ernst nehmen. Der Verfassungsschutz (VS) teilt die Meinung der oizei. Allerdings räumt die Behörde die Existenz einer „subkulturellen Szene“ ein, die sich über Musik definiere. Deren „Balladenabende“ hätten aber „eher einen szeneinternen Charakter“. Dass ein „Rachefldzug gegen die örtliche Antifa geplant“ sei, sei trotz des Mordaufrufes nicht zu erkennen.
Allerdings habe die Identitäre Bewegung einen ihrer Gründungsschwerunkt in Lüneburg. Der VS beobachtet die Gruppe seit 2014. sie steht vor allem für antimuslimischen Rassismus und für die Furcht vor dem Untergang von Heimat und Tradition. Seit September 2014 gebe es eine Radikalisierung.
Bildunterschrift: Eine neue Qualität der Bedrohung sieht die Uelzener Antifa nach diesem öffentlichen Mordaufruf im Internet. Insgesamt trete die rechte Szene Uelzens inzwischen wesentlich selbstbewusster auf.
Gefunden in: EJZ 20.02.2016
Das schreibt die Antifa Uelzen-Lüneburg dazu:
https://antifa-lg-ue.org/neonazis-aus-uelzen-rufen-zum-mord-auf/