#Italien: Vorläufige Anmerkungen zu #5G

Die Gründe für die Ablehnung des 5G-Netzes sind vielfältig, oftmals überschattet von der vorherrschenden (und absolut legitimen) Besorgnis, die von einer extrem schädlichen Technologie vorangetrieben wird, welche mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit und die Umweltverschmutzung in Körper und Räume eindringen wird. Aber im Hinblick auf 5G können wir nicht nur an eine bloße Weiterentwicklung des derzeitigen 4G-Netzes und somit an eine schnellere Art der Navigation denken. Wenn wir von 5G sprechen, können wir es nicht einmal „nur“ als eine weitere Vergiftung betrachten und ihm ausschließlich im Hinblick auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Personen und den Schutz der Umwelt entgegentreten. Das 5G-Netz ist vor allem eine notwendige Infrastruktur für die verschiedenen Akteure im Feld. Für die Bosse, um ihre Profite auf dem Rücken der Arbeiter*innen zu steigern; für die Staaten, um die soziale Kontrolle innerhalb der nationalen Grenzen zu verstärken und um die militärischen Operationen an den verschiedenen Kriegsfronten besser zu dirigieren.

Lasst uns einen Blick auf diese Aspekte werfen…

Ursprünglich veröffentlicht von Round Robin. Englische Übersetzung von Act for Freedom Now! Aus dem englischen Übersetzt von Enough 14

Eine weitere Infrastruktur zum Wohle der Bosse

Das 5G-Netz wird mehr gleichzeitige Verbindungen und Datenübermittlung ohne jegliche Zeitverzögerung ermöglichen. Diese Eigenschaften sind grundlegend für die groß angelegte Ausbreitung von Technologien, welche die künstliche Intelligenz nutzen. Wie wir wissen, wird die künstliche Intelligenz zu einem Teil des Produktionsprozesses, indem sie menschliche Arbeit ersetzt (oder dies zumindest versucht.)

So wird die Arbeiter*in immer abhängiger von einem Mechanismus, oft ohne zu wissen, wie er funktioniert, immer mehr entfremdet, immer mehr von Arbeitsrhythmen beherrscht, die uns von oben diktiert werden. Ihre Autonomie kann nur eingeschränkt werden. Sie sind nicht mehr Protagonist*innen, sondern das Terminal einer Maschine, die sie, wenn sie sie nicht überwältigt, dann nur deshalb, weil sie sie bereits aus dem Produktionsprozess hinausgeworfen und ihren Platz eingenommen hat. Das 5G-Netz entspricht mehr den Bedürfnissen der Industriellen als jenen der durchschnittlichen Nutzer*in (wie sie uns glauben machen wollen). Tatsächlich sieht das Modell Industry 4.0 vor, dass Industriebetriebe (Fertigung, Postproduktion und Energieerzeugung) von den über das neue Mobilfunknetz geschaffenen Diensten profitieren werden.

Ein Beispiel dafür ist das laufende Experiment im Hafen von Livorno. Diese Initiative ist Teil eines umfassenderen europäischen Projekts, „Corealis, Hafen der Zukunft“, das im Rahmen des Programms „Horizont 2020“ auch die Häfen von Valencia, Piräus und Anvers betrifft. Die Experimente begannen im Rahmen des Programms „5G für Italien“, einer Plattform, die 2016 von Ericsson und TIM ins Leben gerufen wurde und an welcher Industrien, Universitäten und öffentliche Einrichtungen zur Entwicklung der innovativen Nutzung von Mobilfunktechnologien der fünften Generation beteiligt sind. Das Programm basiert auf dem Einsatz innovativer Technologien wie dem Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), der neuen Generation von Datenanalyse- und Verkehrsmanagementsystemen, natürlich zusammen mit 5G-Netzwerken. Hochentwickelte Videoüberwachungs- und Krisenmanagementdienste mit biometrischer Erkennung, welche das Hafenpersonal und Personen im Transit identifizieren, Bojen, die mit wasserdichten Geräten und Sensoren zur Umweltüberwachung des Hafengebiets ausgestattet sind, ferngesteuerte Kräne, Systeme zur Echtzeitverfolgung von Logistikoperationen und massiver Informationsaustausch zwischen allen verschiedenen Infrastrukturen. Darüber hinaus: Beschleunigung des Be- und Entladens von Gütern, Fernsteuerung der Logistiksysteme des Gebiets, Zusammenschluss von Kameras zur Kontrolle und Nutzung der Infrastruktur. Dies sind nur einige der Innovationen, die dank des 5G-Netzes in den Hafen eingeführt wurden. Das Netz wird eine höchstmögliche Geschwindigkeit garantieren und stellt die ideale Plattform für eine standardisierte Kommunikation ohne Unterbrechungen dar, da es nicht zwischen Fahrzeugen, Menschen und implantierten Sensoren unterscheidet, da diese alle dieselbe Zugangstechnologie nutzen. Das Ziel ist es, die Transportlogistik mit Lösungen zu revolutionieren, welche eine nahtlose Aktivität ermöglichen. In den Häfen, in denen dieses Experiment aktiv ist, entstehen echte Fallstudien, die als Modell für andere europäische Häfen dienen sollen, unabhängig davon, ob sie sich in der operativen Plattform Corealis befinden oder nicht.

In einem sind wir uns sicher: Die Einführung dieser Infrastruktur wird es den Produktionskontexten ermöglichen, das Timing zu optimieren und damit zunehmend unhaltbare Rhythmen und Arbeitsbelastungen auferlegen. Sie wird auch eine strenge kapillare Kontrolle der Arbeiter*innen während des gesamten Arbeitstages ermöglichen. Ihre Gesten, Bewegungen und ihr Timing werden zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar sein. Darüber hinaus ist 5G die Unterstützungsgrundlage, um dem Prozess der Automatisierung, der letztlich zum Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen führen wird, einen weiteren Schub zu geben. All dies wird unter dem Banner der Umweltverträglichkeit und der Sicherheit der Arbeitnehmer*innen durchgesetzt. Aber wir wissen sehr wohl, dass das einzige Interesse der Bosse, der Profit, um seiner selbst willen verfolgt wird und niemals für den sozialen Nutzen oder Ziele wie die Sicherheit der Arbeitnehmer*innen und die Gesundheit der Umwelt.

Die Interessen des Staates: soziale Kontrolle und Krieg

Ein weiterer Aspekt, der zu berücksichtigen ist, wenn wir über das 5G-Netz sprechen, ist seine Auswirkung auf die Kontrolle von Einzelpersonen. Das 5G-Netz ist in der Tat eine Infrastruktur, die für die Entwicklung von Smart Cities erforderlich ist: intelligente Städte, in denen dank des Internet der Dinge Objekte miteinander verbunden sind und in Echtzeit in einem scheinbar unantastbaren Umfeld miteinander kommunizieren. All dies kann nicht ohne Folgen für die (ohnehin schon sehr eingeschränkte) Autonomie des Einzelnen bleiben, da er bei der Bewältigung seiner Routine nicht nur immer mehr auf Hilfsmittel angewiesen sein wird, sondern auch von ihnen kontrolliert wird. In Frankreich ist es den Unternehmen trotz des Widerstands der Bevölkerung gelungen, Linky-Meter in den Wohnungen zu installieren, mit deren Hilfe nicht nur die Nutzung gemessen, sondern auch Informationen über die Gewohnheiten, Einstellungen und Bewegungen der Bewohner gesammelt werden können.

Neben dem Erreichen der Intimität der häuslichen Innenräume wird die Kontrolle natürlich auch im städtischen Raum ausgeübt: Kameras mit biometrischer Gesichtserkennungstechnologie, die bereits in den Flughäfen von Roma Fiumicino, Milano Linate und Malpensa experimentell eingesetzt wurden, Drohnen, mit denen städtische Gebiete kontrolliert werden, Milliarden von Sendeobjekten, Sensoren, Mikrozellen und Tausende neuer Satelliten, welche unerbittlich Informationen in den Weltraum übertragen.

So werden beispielsweise in Genua die Eingänge des Porto Antico mit fünf hochmodernen Kameras überwacht, die von Leonardo auf dem Markt angeschafft wurden und mittels derer der Zugang kontrolliert und „Anomalien“ hervorgehoben werden können. Dank der Geschwindigkeit und Leistung von 5G werden hochauflösende Videoströme in Echtzeit von Kameras und Sensoren an ein Datenzentrum übertragen, wo Videoanalyse-Algorithmen auf der Grundlage künstlicher Intelligenz es ermöglichen, die Anzahl der Personen (People Counting) zu berechnen, die sich innerhalb eines „virtuellen“ Perimeters im Gebiet von Porto Antico aufhalten, ihre Dichte (People Density) in bestimmten Bereichen zu ermitteln und perspektivisch gefährliche oder anomale Situationen und Verhaltensweisen zu bestimmen.

Die Smart-City ist genauer gesagt ein Projekt des Social Engineering. Wir sprechen von Festungsstädten der Reichen, in denen die Armen und die Unerwünschten von einem Krieg niedriger Intensität gepeinigt werden, welcher ihnen keinen Raum außerhalb der Ghetto-Viertel einräumt. Wo das Leben auf Produktion und Konsum reduziert wird. Wo es keine Intimität gibt, weil jeder Aspekt des Lebens beobachtet und registriert wird. Wo Sozialität mit Hilfe von Vorrichtungen erlebt wird. Wo die Möglichkeiten, Konflikträume zu öffnen, immer seltener werden, gerade weil sie durch eine neue architektonische Anordnung, die alles sieht und weiß, behindert werden.

Last but not least die Anwendung von 5G in Kriegsfällen

Wie viele ihrer Schwestern wurde diese Technologie ursprünglich in einem militärischen Kontext geboren. Die Art der Wellen (Millimeter- und Mikrowellen), welche von diesem Netzwerk verwendet werden, dienen nicht nur zur Ortung des Feindes (Radar), sondern sind auch eine tatsächliche Kriegswaffe (Active Denial System). Militärexperten glauben, dass 5G eine entscheidende Rolle beim Einsatz von Hyperschallwaffen spielen wird, d.h. von Raketen (auch mit Atomsprengköpfen ausgestattet), die sich schneller als Mach 5 bewegen (5-fache Schallgeschwindigkeit, d.h. 1,6 km/s). Diese Waffen fliegen sehr hoch mit einer unberechenbaren Flugbahn und können bestehenden Raketenabwehrsystemen leicht entkommen. Um sie zu lenken, ist es notwendig, innerhalb kürzester Zeit riesige Datenmengen zu sammeln, auszuarbeiten und zu übertragen. Dasselbe ist also notwendig, um Verteidigungssysteme im Falle eines Angriffs mit ähnlichen Waffen zu aktivieren. Da der Mensch keine Zeit hat, eine Entscheidung zu treffen, besteht die einzige Möglichkeit darin, sich auf automatische 5G-Systeme zu verlassen. Diese Technologie wird auch im Gefechtsnetzwerk eine wichtige Rolle spielen. Tatsächlich wird sie es militärischen Einheiten und Einzelpersonen ermöglichen, sich gegenseitig in Echtzeit Informationen über laufende Operationen und Kontingente zu übermitteln. Das wirkliche Potenzial des 5G wird in seinem Einfluss auf das Kriegsnetzwerk der Zukunft liegen. Dazu wird eine zunehmende Zahl von Systemen gehören, die kostengünstiger, besser vernetzt und widerstandsfähiger sind und in einem sich rasch entwickelnden Gefechtsszenario operieren können. 5G wird die Letalität der Killerdrohnen, der Kriegsroboter, erhöhen, da sie in der Lage sein werden, Personen anhand von Gesichtserkennung und anderen Merkmalen präzise zu identifizieren, zu verfolgen und anzugreifen. Das Netzwerk der fünften Generation wird auch für die Geheimdienste und Spezialeinheiten von grundlegender Bedeutung sein, da es möglich sein wird, über effizientere Kontroll- und Spionagesysteme zu verfügen als die derzeit verwendeten. Die Millimeterwelle (ein Hochfrequenzspektrum mit kurzer Wellenlänge) eignet sich auch hervorragend für die Einrichtung von Militärbasen und intelligenten Gefechtsständen. Tatsächlich benötigen diese Strukturen starke Signale, die sich aber nicht zu weit ausbreiten, damit sie vom Feind nicht abgefangen werden können.

Schlussfolgerungen

Die Regimepropaganda präsentiert uns das 5G-Netz als eine Chance für uns alle. Es ist wichtig, die tatsächlichen Anwendungsbereiche dieser Technologie öffentlich anzuprangern, einer Technologie, die weit von den Bedürfnissen des Einzelnen und der Gesellschaft entfernt ist. Jeden Tag sterben Menschen an Arbeitsplätzen, weil es an Sicherheitsbedingungen mangelt, Gesundheit ein Luxusartikel ist und diejenigen, die es sich nicht leisten können, auf einer Warteliste für eine Konsultation an Krebs sterben.

Brücken stürzen ein und die Verantwortlichen schlafen friedlich, weil ihnen ihre Gewinne garantiert sind. Migranten ertrinken im Meer, und wenn sie das Glück haben, an Land zu gelangen, werden sie in den staatlichen Konzentrationslagern (CPRs) eingesperrt, in denen alle Arten von Missbrauch verübt werden. Die Bevölkerung in Afrika und im Nahen Osten stirbt unter den Bomben der Westlichen Welt.

Wir stehen vor einer beispiellosen sozialen und ökologischen Krise. Die Unterdrückten und Ausgebeuteten der Welt haben keine Verwendung für 5G. Deshalb ist es wichtig, ein weiteres Produkt des viel gepriesenen Fortschritts an den Sender zurückzuschicken. Denn sich gegen das 5G-Netz zu stellen, bedeutet, sich einer bestimmten Vorstellung von dieser Welt zu verweigern. Eine Welt, welche von der wahllosen Ausbeutung der Vielen zum Wohle der Wenigen lebt. Eine Welt, die auf Krieg basiert und von einem Algorithmus dirigiert wird. Eine Welt, in welcher das Gerät Vorrang vor den sozialen Beziehungen hat. Eine Welt, in der zwischenmenschliche Solidarität durch Egoismus ersetzt wird. Eine Welt, in der das Leben von Mechanismen abhängt, die unbekannt sind und nicht regiert werden können. Eine Welt, in der die Autonomie zerschlagen wird und in welcher es nur Delegation geben kann.

Pisa, Januar 2020

Dieses Dokument ist ein allererster Versuch, das 5G-Netz und seine Anwendungen zu analysieren, und ist folglich lückenhaft.

Im Hafen von Livorno gibt es ein weiteres Projekt “ Zukünftige Logistik in nachhaltigen intelligenten Häfen“, das von Ericsson, TIM, Fondazione ENI Enrico Mattei, Porto di Livorno, Consorzio nazionale interuniversitario delle comunicazioni (Cnit), Adsp Mar Tirreno Settentrionale gefördert wird und darauf abzielt, die Co2-Emissionen zu reduzieren, ebenfalls durch den Einsatz der 5G-Technologie.

Quelle https://enough-is-enough14.org/2020/07/06/italien-vorlaeufige-anmerkungen-zu-5g/