Gegenseitige Integration

Projekt soll Flüchtlinge und Langzeitarbeitslose gemeinsam fit machen für den Arbeitsmarkt

rg Dannenberg. Wird irgendwo irgendetwas für Flüchtlinge getan, kommt aus bestimmten Bevölkerungsgruppen sofort, fast schon reflexartig der als Frage versteckte Vorwurf: Und für notleidende Deutsche wird nichts getan. So war es beim Einrichten der Kleiderkammern, so war es beim Bau eines Spielplatzes im Dannenberger Flüchtlingscamp – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ein Problem, denn Integration, wissen die Akteure, kann nur mit Akzeptanz gelingen. Und in genau diese Richtung zielt jetzt ein gemeinsames Projekt der Caritas, des Jobcenters und der Samtgemeinden Elbtalaue und Gartow: Dort werden seit einigen Tagen Flüchtlinge fit gemacht für den deutschen Arbeitsmarkt – gemeinsam mit deutschen Langzeitarbeitslosen.

„Arbeit ist der beste Weg zur Integration“, sagt Sarah Fandrich von der Flüchtlingssozialarbeit der Caritas in Dannenberg. Und darum ist die Caritas auch bei dem Projekt dabei. Mehr noch: „Dorther kam die eigentliche Initiative“, betont Fabian Huske, der von Seiten des Jobcenters in Lüchow an dem Projekt mitwirkt. Und der damit für die Finanzierung zuständig ist, denn „sowohl die anerkannten Flüchtlinge, die das Asylverfahren hinter sich haben, als auch die Langzeitarbeitslosen sind unsere Kunden“. Kunden, die man – anders als üblich – gerne los werden möchte – im positiven Sinn, nämlich dadurch, dass sie einen festen Arbeitsplatz finden. „Und genau dazu dient das Projekt“, sagt Huske.

Das, was die Flüchtlinge – aus Afghanistan und Syrien – derzeit tun, nannte man früher „Ein-Euro-Jobs“. Heute heißt es „Arbeitsgelegenheiten“. Die Projektteilnehmer reinigen Schilder, helfen beim Auf- und Abbau von Veranstaltungen, arbeiten im Sozialkaufhaus der Caritas in Dannenberg. Und zwar immer als Team. „Es arbeiten immer ein Flüchtling und ein Langzeitarbeitsloser zusammen. Um sich gegenseitig zu unterstützen, zu helfen, voneinander zu lernen“, sagt Clemens Jansen vom Caritasverband. Aber auch, um gegenseitige Vorurteile abzubauen. So es sie denn gibt. „Das hatten wir uns eigentlich deutlich schlimmer vorgestellt“, sagt Jansen. „Aber es war wohl ein Vorurteil von uns, dass unter Arbeitslosen die Ablehnung gegenüber Flüchtlingen größer sei als in anderen Gruppen.“ Seit einigen Tagen läuft das Projekt nun, und „Probleme hat es bislang noch überhaupt nicht gegeben“, freut sich auch Sarah Fandrich. Ganz im Gegenteil: „Es läuft super, alle kommen prima miteinander aus, es sind sogar schon richtig dicke Freundschaften entstanden“, betont Fandrich.

20 Stunden in der Woche arbeiten die Flüchtlinge und die Langzeitarbeitslosen zusammen. Die Teilnehmer aus Syrien und Afghanistan absolvieren überdies noch einen Deutschkurs. „Wobei bei einigen das Deutsch-Lernen durch die Arbeit mit den Kollegen besser funktioniert als in einem Deutschkurs. Vor allem, wenn sie in ihrer Heimat aus bildungsfernen Schichten kamen, möglicherweise niemals eine Schule besuchten“, erklärt Sarah Fandrich. Und von „Förderketten“ spricht Fabian Huske: „Das, was im Deutschkurs gelernt wird, können sie bei der Arbeit gleich umsetzen.“ Und weiteres dazu lernen, denn „was im Deutschkurs vermittelt wird, ist ja ein recht strenges Hochdeutsch – das, was wir sprechen aber häufig nicht“, ergänzt Fandrich.

Das Projekt soll zunächst bis Ende des Jahres laufen. Ob und wie es weitergeht, sei noch nicht klar, sagt Clemens Jansen. Aber er sei optimistisch, schließlich stünden ja die Zeichen in der Bundespolitik auf Grün, wenn es um Integration gehe. „Wir jedenfalls freuen uns sehr, dass dieses Projekt hier angeschoben wurde, und würden uns auch freuen, wenn es weitergeht“, stellt Ursula Fallapp, die Leiterin des Elbtalaue-Marketings heraus. Schließlich gehe es dabei auch darum, Menschen hier nicht nur zu integrieren, sondern sie dadurch auch hier zu behalten, ihnen eine Bleibeperspektive zu geben. „Wir leben in Zeiten des Fachkräftemangels“, so Fallapp. Und da werde man schon bald jeden brauchen, der Arbeiten könne und arbeiten wolle. Egal ob Langzeitarbeitsloser oder Flüchtling.

 

gefunden: ejz (24.06.2016)