Bündnis gegen Rechts macht während der KLP auf fremdenfeindliche Rhetorik aufmerksam

by Lüchow. „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“ heißt ein berühmter Satz von Karl Valentin aus dem Jahr 1940. Und ein arabisches Sprichwort lautet: „Ein Fremder ist ein Freund, den ich nur noch nicht kenne.“ Diese Sätze – und viele ähnliche andere – finden sich auf Transparenten, die während der Kulturellen Landpartie (KLP) in viele Dörfer gehängt wurden. Die Aktion hat das Bündnis gegen Rechts in Wendland und Altmark initiiert, um auf die Verwendung „fremdenfeindlicher“ Rhetorik aufmerksam zu machen.

Dem Bündnis ist es ein Anliegen, die aus Krieg, Gewalt und Armut Geflüchteten nicht als Fremde zu kategorisieren, sondern als nun hier Angekommene. Denn ebenso wie andere Zugezogene seien sie – egal ob langfristig oder übergangsweise – Nachbarinnen und Nachbarn. Als Zugezogene würden auch Familien bezeichnet, die bereits seit Jahrzehnten hier lebten, erinnert das Bündnis und fragt: „Wer von uns kann also von sich behaupten, nicht fremd zu sein? Und wie sähe der Landkreis aus, wenn nur sogenannte Einheimische hier lebten?“

Fremdenfeindliche Rhetorik finde sich nicht nur am rechten Rand, sondern auch in der politischen Mitte, meint das Bündnis. Problematisch sei, dass eine Gewöhnung an bestimmte polemische sowie offen diffamierende Rhetorik stattzufinden scheine: „Genau hier möchten wir ansetzten und eine Sensibilisierung in Gang setzen, die das eigene Bewusstsein für Sprache schärft.“ Mit Slogans wie „Schluss mit fremdeln!“, „Fremd ist uns, dass Europa die Schotten dicht macht“ oder „Fremd ist uns der Fremdenhass“ und weiteren werden so die verschieden Facetten dieser Begriffsschöpfung deutlich. Mit der Transparent-Aktion grüßt das Bündnis auch all die „Fremden“, die während der KLP den Landkreis besuchen und lädt sie ein, sich mit dem Begriff des Fremdseins auseinanderzusetzen. Einige der Transparente sind auch ins Englische, Französische und Arabische übersetzt. Eine Nummer am unteren Rand macht die Zuordnung für die Übersetzung leicht.

Um die Themen Flucht und Asyl geht es bei einer Postkarten-aktion der Initiative ZuFlucht Wendland: Die hat 10000 Postkarten mit vier verschiedenen Motiven drucken lassen. Wer sich der Forderung „Holt die Geflüchtete aus Idomeni nach Deutschland! Wir fordern die Umsetzung des Grundrechts auf Asyl“ anschließen will, wird gebeten zu unterschreiben und die Karte in einen der 100 selbstgebastelten Briefkästen zu werfen, die an KLP-Punkten stehen. Die Briefkästen sollen nach der Landpartie in einer „pressewirksamen Aktion“ in Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben werden. In einer Info für die Besucher heißt es außerdem: „Allein hier im Wendland sehen wir Platz, 10001 Geflüchtete aufzunehmen und sie hier willkommen zu heißen.“

ejz. vom 12.05.2016