Offener Brief gegen Sammelunterkünfte für Flüchtlinge

OFFENER BRIEF
Zamira wacht auf. Die Bilder vom Krieg aus dem eigenen Land haben sie aus dem Schlaf gerissen. Sie versucht, sich zu beruhigen. Alles wird besser. Sie ist nun in Deutschland. Man sagte ihr, hier würde man gut zu ihr und ihrer Tochter sein.

Nur deshalb hat sie die gefährliche Flucht riskiert. Doch am Zufluchtsort sieht die Realität anders aus: Zusammen
mit ihrer Tochter wurde sie in einer Notunterkunft untergebracht – „nur vorübergehend“. 4 Monate ist das her. 4 Monate ohne Privatsphäre. Ausgegrenzt und isoliert. Zamira steht für die vielen Geflüchteten, die in Deutschland Schutz suchen. Viele wurden in ihren Heimatländern verfolgt, diskriminiert, bedroht oder vertrieben. In Deutschland hoffen sie nun auf ein besseres Leben. Kaum angekommen, müssen sie hier erst mal in Notunterkünften wohnen. Und aus den Notunterkünften kommen viele in sogenannte Sammelunterkünfte; bisher einmalig ist das auch hier im Landkreis Lüchow-Dannenberg geschehen. Doch es gibt Alternativen zu den Sammelunterkünften:
Dutzende Ferienwohnungen stehen oft monatelang leer, es gibt unzählige leerstehende Wohnungen und Häuser. Hier könnten Flüchtlinge einziehen. Bisher hat der Landkreis immer beteuert, dass alle Geflüchteten in Wohnungen unterkommen würden.
Wir fordern ein Festhalten an dieser guten Praxis!
Vor jedem Umzug sollten die Betroffenen mit in die Wahl ihres Wohnortes
einbezogen werden. „Umzugsankündigungen“ durch Drohung mit Freiheitsstrafen durchzusetzen, sind Relikte eines autoritären Umgangs mit Schutzsuchenden. Falls der Landkreis trotzdem durch unausweichliche Gründe gezwungen sein sollte, Menschen in Sammelunterkünften unterzubringen, sollten folgende Mindest-Standards erfüllt sein:
» Belegung mit maximal 35 Personen
» Ermöglichung von Privatsphäre
» eine private Raumgröße von mindestens 17 qm pro Person (angelehnt an Hartz IV),
» eigene Sanitärräume (wo das nicht möglich ist, getrennt nach Geschlechtern abschliessbare Sanitärräume)
» eigene Kochmöglichkeit oder Gemeinschafts-Küchemit individueller Nutzungsmöglichkeit – zentrale Vollverpflegung nur nach Wunsch
Wichtig sind auch eine Ansprechperson ( möglichst Sozialarbeiter/in), Schulunterrich für die Kinder und Deutschunterricht für alle.
Wir fordern den Landkreis auf, Sammelunterkünfte wenn überhaupt dann nur mit Anbindung an die Kleinstädte zu belegen. Wo auch das nicht möglich ist, sollten regelmässige Busverbindungen vorhanden sein und die Flüchtlinge Sozialtarife erhalten.
Eine zufriedenstellende Wohnsituation stärkt Geflüchtete und ist damit eine Grundlage für ein gemeinsames Zusammenleben von alten und neuen WendländerInnen.
Unterschreiben Sie jetzt, um für ein Leben in Würde einzustehen!